Meine allerliebsten Leser, wie schon vor einigen Wochen mal angekündigt komme ich nun endlich mal dazu, wirklich was über meine Volleyball-Mannschaft hier in Halmstad zu schreiben.
Das sind wir, die
2. Damen des IF Halmstad Volley:

Dieses Foto entstand vor ein paar Monaten nach einem Heimspiel, als ich Altländer Apfelkuchen gebacken hatte, den wir nach dem Spiel verzehrt haben und alle total wild auf diesen Kuchen waren. Ist hier nicht so verbreitet, wie ich es aus meinen Mannschaften in Deutschland kenne, das gemeinsame Kuchenessen bei Heimspielen. Aber ich hab's ihnen jetzt beigebracht! :-)
Aber nun mal von Anfang an. Wie bin ich zu dieser Mannschaft gekommen? Nach einigen Wochen in Halmstad habe ich mal in den Sportergebnissen der Zeitung geschaut und gesehen, dass Halmstad Volleyballmannschaften hat. Habe dann im Internet einen Ansprechpartner gefunden und ihn per Mail gefragt, ob ich mal zum
Probetraining kommen könnte. Zur gleichen Zeit kam ich beim Mittagessen in der Schule mit einem Kollegen ins Gespräch über meine Hobbies. Als ich Volleyball nannte erzählte er, dass seine Tochter in Halmstad spiele und ob er sie mal fragen soll, ob ich da mittrainieren könnte. Klar doch! Das hab ich dann auch gemacht und war erst etwas zweifelnd, ob ich nicht viel zu schlecht für die Mädels sei, nachdem er mir erzählt hat, an was für krassen Turnieren die schon teilgenommen haben. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Claes, der Trainer, war heilfroh, als er hörte, dass ich Schwedisch kann, denn er hatte große Angst davor gehabt, das Training fortan auf Englisch halten zu müssen.
Ich wurde sehr nett aufgenommen und gleich engagiert. Die Mädels sind fast alle jünger als ich (16-19 sind die meisten), sodass ich mich wirklich wie die
Mannschaftsoma fühle -
mit 22. Bisher war das in meinen Mannschaften immer umgekehrt, ich war das Küken, deshalb finde ich den Zustand immer noch ungewohnt. Und da sie alle noch zur Schule gehen liegen auch irgendwie Welten zwischen uns, auch wenn der Altersunterschied mit im Schnitt 4 Jahren ja gar nicht so riesig ist. Sie finden's aber alle total spannend mit einer Deutschen im Team und alle versuchen sich beim Training fleißig an deutschen Ausrufen, wobei meist zumindest für mich sehr lustige Dinge zustande kommen. Sie beherrschen jetzt Redewendungen wie "Morgenstund hat Gold im Mund" oder "Der frühe Vogel fängt den Wurm" und wenn wir nach einem Ball zusammengehen, dann wird
"Reiswaffel" gerufen. Warum eigentlich gerade "Reiswaffel" und nicht "Weißwurst" oder sowas ist unklar... Beim letzten Spiel hörte ich auf jeden Fall von der Bank einen "Reiswaffel"-Chor, als ich Aufschlag hatte.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, auch an den Spielen teilzunehmen, aber als dann klar war, dass ich ein ganzes Jahr bleibe und mich alle ständig fragten, ob ich nicht doch will, hab ich irgendwann ja gesagt und meine
schwedische Spiellizenz bekommen. Von dem Zeitpunkt habe ich viele Wochenendtage in Sporthallen verbracht und auf diese Weise Schweden nochmal von der
sportkulturellen Seite her besser kennengelernt. Insgesamt bereue ich die Entscheidung keinesfalls, denn wir hatten tolle Spiele, lustige Fahrten, interessante Schiedsrichter und ich habe viel dazugelernt. Wir spielen in der "
division 2", das ist quasi die 3. Liga Schwedens. Darüber kommt noch die "diversion 1" und die "elitserie" (entspricht der 1. Bundedliga in D). Das Niveau entspricht aber ungefähr Niedersachsens Bezirks- bis Landesliga, ist aber sehr gemischt. Die Mannschaften im Tabellenkeller können nicht viel, die an der Spitze sind supergut und schlagen fast Löcher in den Hallenboden. Wir haben die Saison jetzt auf dem 3. Tabellenplatz abgeschlossen, was super ist!
Etwas ungewohnt für mich war, dass man hier nie ein Spiel selbst pfeifen muss, sondern dass immer zwei
Schiedsrichter angefahren kommen, die dann in ihren modisch fragwürdigen, aber hochoffiziellen Schiedsrichterklamotten das Spiel pfeifen. Nach dem Spiel schüttelt jede Spielerin beiden Schiedsrichtern die Hand und man bedankt sich und sie gratulieren einem oder sagen zumindest "bra spelat" (gut gespielt). Hui, da kommt man sich schon ein bisschen vor wie im Fernsehen!
Ihr fragt euch vielleicht, wie ich denn sprachlich so klargekommen bin.
Volleyball-Schwedisch ist ja gewissenermaßen eine Fachsprache, aber ich habe schnell einen Durchblick bekommen und verstehe mittlerweile auch sämtliche Anweisungen, selbst wenn ich nebenbei mit der vollen Dröhnung Roxette beim Aufwärmen beschallt werde und dazu noch "Slang" verwendet wird. Für mich ist es nur generell oft schwierig, diese Umgangssprache von der "Hochsprache" zu unterscheiden, sodass ich mit neuen Wörtern immer erstmal vorsichtig sein muss, wenn der Verwendungsrahmen noch nicht ganz klar für mich ist. :-)
Einige von euch amüsieren sich ja gern über die schwedische Sprache, deshalb gibt's hier mal eine kleine
Zusammenstellung wichtiger Volleyball-Vokabeln:
bolla - einspielen (mit dem Ball)
fingerslag - pritschen
baggerslag - baggern
anfalla/smasha - angreifen
backspike - Rückraumangriff
serve - Aufschlag
floatis - Flatteraufschlag
hoppserve - Sprungaufschlag
blocka (oder: blockera) - blocken
mottagning - Annahme
försvar - Abwehr
domare - Schiedsrichtermatch - SpielVor ein paar Wochen hatten wir "
lagfest" (lag = Mannschaft). Ich hatte die schlimmsten Erwartungen, da ich damit gerechnet hatte, dass das in dem Alter vor allem sinnloses Betrinken bedeuten würde.

Aber: Wir haben ganz gemütlich bei Katha zu Hause Pizza gegessen, gequatscht und sowas wie "Tabu" auf Schwedisch gespielt. Das war natürlich eine sprachliche Herausforderung für mich, aber es klappte ganz gut.
Jetzt ist die Saison vorüber, aber für die ganzen jungen Hüpfer stehen noch zahlreiche Jugendauswahlturniere auf dem Programm. Wir trainieren also noch bis Mai zwei Mal wöchentlich weiter in der Halle (die übrigens praktischerweise ungefär 2 Gehminuten von meiner Haustür entfernt liegt) und dann gibt's hoffentlich viel Beachvolleyball. Ich spekuliere ja auf Tylösand, aber da ist's bestimmt gnadenlos überlaufen ab Mai/Juni. Hier in der Stadt gibt's aber auch ein paar Felder.
So viel zum Thema "Merles Internationalisierung in puncto Volleyball". Ich hoffe, dass euch mein kleiner Einblick Spaß gemacht hat!