Montag, 11. Januar 2010

"God fortsättning!"

... das wünscht man sich in Schweden, wenn man sich zum ersten Mal im neuen Jahr begegnet. Und das wünsche auch ich meinen lieben Lesern auf diesem Wege! Auf ein spannendes 2010!
Für mich bedeutet das erstmal: Mit Schwung in das Abenteuer "Arbeiten&Leben in Schweden - Teil 2". Seit Samstagabend bin ich wieder in Halmstad und wurde hier von Schneemassen und kühlen Temperaturen empfangen, obwohl mir im Dezember noch alle sagten, dass es hier "nie" schneie und immer total warm sei. Pustekuchen!
Aber schön ist's und gewappnet mit langen Unterhosen, Wollsocken und rutschfesten Schuhen ist ein Schneespaziergang am Wasser echt ein Traum. Wenn dazu noch so schön die Sonne scheint, wie sie es in den letzten Tagen tat.

Heute ging die Schule wieder los. "Vårtermin 2010" ist angesagt, "Frühjahrssemester", denn in Schweden erstreckt sich das 1.Halbjahr von August bis Weihnachten, das 2. von Januar bis Juni. Komischerweise bekommen die Schüler ihre Zeugnisse nicht vor den Ferien, sondern erst übernächste Woche. Zuvor müssen sie sich schriftlich selbst einschätzen. An sich ja eine gute Sache, nur denke ich, dass das mal wieder so läuft wie bei allen Gelegenheiten zur Selbsteinschätzung, die ich im Deutschunterricht bisher durchgeführt habe (in Form eines Log-Buches zum Sprachfortschritt): "Ich bin super und muss eigentlich gar nicht mehr in die Schule. Läuft alles top." Das schreiben genau die Schüler, die leider fast nix können... aber ich will das jetzt nicht weiter ausführen.
Ich freue mich aber auf alles, was vor mir liegt und habe einen Sack voller Ideen im Gepäck, von denen hoffentlich viele umgesetzt werden können. Sam, der Deutschlehrer und mein Mentor, sagte mir heute, dass er Angst vor dem nächsten Schuljahr habe, weil die Schüler dann bestimmt alle den Unterricht total langweilig finden werden, weil er einfach nicht so viel Zeit zur Vorbereitung ausgefallenerer Sachen habe. Ich hab ihm versprochen, möglichst oft mal vorbeizuschauen und Material aus Deutschland rüberzumailen. :-)
Höchst erfreut haben mich heute mal wieder meine kleinen Sechstklässler, die offenbar nix vergessen haben und gleich wieder so munter auf Deutsch losgeplappert und neuen Input quasi aufgesogen haben, wie sie es auch vor den Ferien taten. Eine Stunde diese Klasse unterrichten entspricht ungefähr dem Glückshormonschwall einer Tafel Ritter Sport.
Nach drei Wochen fast nur Deutsch sprechen hatte ich etwas Sorge, dass mein Schwedisch gelitten hätte, aber das klappte gleich super und nach einem Sonntagabend bei meiner schwedischen Familie und einem Schultag voller Planung auf Schwedisch würde ich behaupten, dass ich wieder voll eingetaucht bin.

Für alle, die sich fragen, was Karsten jetzt eigentlich macht: Er hat ab 01.02. eine unbefristete Stelle an einem Gymnasium in Flensburg angenommen!

Wir haben in den Feriem fleißig Wohnungen angeschaut und auch eine zwar recht teure, aber große und schöne gefunden, in der problemlos auch ich Platz finde. Leider kann ich beim Umzug nicht dabei sein, aber bin sehr gespannt, wie's im Februar, wenn ich für eine Woche in Deutschland sein werde, dort ausschaut. Einen Raum hab ich mir zum Streichen reserviert, ich hoffe, dass Karsten dran denkt...

Das soll nun erstmal an Updates reichen. Der nächste Eintrag wird bald folgen, dann werde ich Euch mal wieder ein paar meiner beobachteten Sprachwitzigkeiten servieren und mal von meiner Volleyballmannschaft erzählen!

Nachtrag: Lucia

Der 13.12. und somit das Lucia-Fest in Schweden ist zwar nun schon ziemlich genau einen Monat her, dennoch möchte ich die Gelegenheit nutzen, Euch nochmal ein paar Eindrücke nachzureichen. Denn das ist ja schon was echt Besonderes!
Beim Schul-Lucia, das schon am Freitag zuvor stattfand, hieß es erstmal: Schuhkondome anziehen, denn sonst geht der Turnhallenboden kaputt! Gut, dass alle mitmachen, nur viele Lehrer nicht. So viel zum Thema Vorbildfunktion. Ich hab mitgemacht, wie man hier sieht.

Nachdem alle Schüler verstaut waren und alles Licht gelöscht war zog der Lucia-Zug bestehend aus ca. 30 Mädels angeführt von der Schul-Lucia mit echten Kerzen auf dem Kopf ein, dabei das "Santa Lucia"-Lied singend. Gänsehautfeeling, das war echt eine tolle Stimmung!
Anschließend sammelte sich der ganze Chor auf der Bühne und es folgte ein ca. 20-minütiges Konzert mit Weihnachts- bzw. Lucia-Liedern.

Am wirklichen Lucia-Tag dann bekamen Karsten und ich Besuch von den zwei reizenden Lucias Selma und Tilda. So, wie man in Norddeutschland am 31.12. als Kind herumgeht und Neujahr wünscht, so gehen hier die Kinder am 13.12. als Lucias oder "Stjärngosse" (Sternenjunge) verkleidet herum und singen das Lucia-Lied an den Türen. Natürlich hat die schwedische Sprache auch ein eigenes Verb für diese Tätigkeit, man "lussar".
Und wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, als die beiden da im Dunkeln mit ihren Lichtern vor uns standen und sangen. Herrlich!
Abends waren wir dann beim Lucia-Konzert in der großen Kirche, die so voll war, dass 10 Minuten vor Start keiner mehr reingelassen wurde. Auch das Konzert war sehr schön und hat berührt.
Ich kann jedem wärmstens empfehlen, mal Lucia in Schweden zu verbringen!