Sonntag, 28. Februar 2010

Sportferien vorbei - auf zu neuen Taten!

Soeben bin ich per Zug wieder in Halmstad eingefahren, nachdem ich die vergangene "Sportferien"-Woche in Deutschland, zum Teil in Flensburg, zum Teil im Alten Land verbracht habe. Durch viele technische Probleme war die Fahrt heute etwas anstrengend, da alles in die Länge gezogen wurde. Insgesamt war ich von Haustür zu Haustür fast 12 Stunden unterwegs - man kann das aber auch in weniger schaffen. Aber schön ist immer zwischendurch der Fahrtabschnitt auf der Fähre Puttgarden-Rodby, auf die der Zug mit den Autos zusammen drauf fährt, dann alle Passagiere aussteigen müssen, der Zug abgeschlossen wird und man sich an Deck vergnügen kann. Dänen und Schweden stürmen den Duty Free-Shop, den ich immer noch für ziemlich teuer halte, in den Restaurants bilden sich Schlangen, Bierdosen zischen... heute habe ich mich mal 10 Minuten auf's Deck gewagt, da die Temperaturen das ja endlich wieder zulassen und den Rest der Zeit drinnen verbracht, was im Gegensatz zur Hinfahrt am letzten Wochenende total ruhig war. Da platzte nämlich die Fähre fast vor Schweden, die offenbar in den Skiurlaub nach Deutschland unterwegs waren und sich einige Gläschen an Bord gönnten.

In Halmstad liegt lange nicht mehr so viel Schnee wie vor einer Woche. Zur Erinnerung: Da sah es so aus:
Aber im Gegensatz zu Norddeutschland liegt hier noch viel. Allerdings sind die Wege relativ frei und es schmilzt auch hier ordentlich. Die Matsche ist zwar unschön, aber ich find's gut, dass die weiße Pracht sich nun mal verzieht und dem Frühling Platz macht.

Auf der Zugfahrt habe ich mich übrigens wie eine richtige Lehrerin gefühlt, als ich einen Satz Deutsch-Arbeiten meiner 6er korrigiert habe. :-) Da ich die Arbeit auch ganz allein entworfen habe, wollte ich mir die Korrektur nicht nehmen lassen, obwohl Sam eigentlich nicht wollte, dass ich Arbeit mit in die Ferien nehme. Aber man sollte sich ja lieber nicht an völlig arbeitsfreie Ferien gewöhnen. Und außerdem wollte ich ja auch sehen, was sie so gezeigt haben. Ganz Schweden-like habe ich auch den Rotstift in der Tasche gelassen und stattdessen die blaue Tinte gewählt sowie mich bei den Kommentaren ganz doll angestrengt, immer erst was Positives zu schreiben und die Kritik etwas weicher zu verpacken.
Noten gibt's übrigens in der Klassenstufe noch nicht, sondern erst ab Klasse 8. Und dann gibt es keine Ziffern oder Punkte, sondern die Stufen "G"="Godkänd" (ausreichend/befriedigend), "VG"= "Väl Godkänd" (gut) und "MVG"="Mycket Väl Godkänd".
Auch zu dieser Tatsache kann man wieder geteilter Meinung sein. Ich finde, dass Noten in der 8.Klasse zu spät sind und die Schüler eher damit konfrontiert werden sollten. Aber andererseits sind Noten hier selten ein Druckmittel und die Schüler sollen lernen, dass sie nicht für Noten lernen, sondern für sich selbst. Hier würde ich wieder ein bisschen Deutschland und ein bisschen Schweden vermischen wollen - aber das würde wohl kaum funktionieren, da in Deutschland Schulnoten eben einen so hohen Stellenwert haben und die Kinder darauf schon früh gemünzt werden.

Meine Zeit in Deutschland habe ich genossen. Am letzten Samstag bin ich mit Eltern&Schwester nach Flensburg gefahren, wo wir Karstens Wohnung angeschaut haben und anschließend noch die schöne Stadt. Karsten hatte zuvor ein süßes Café entdeckt, das voller verschiedener Porzellan-Kaffeekannen hängt und eine große Auswahl selbstgebackener Torten anbietet. Mit dem Kaffeetrinken dort hat er meiner Mama eine große Freude bereitet! :-)
In den folgenden Tagen haben wir zum einen fleißig die Wohnung hübscher und fertiger gemacht (Möbel, Lampen, Regale etc. kaufen und anbauen), zum anderen versucht, daneben noch ein bisschen Zeit zu finden, in der wir nicht mit Bohrmaschine, Staubsauger und Schutzbrillen ausgestattet waren. Das war schwer, aber ein paar Stunden sind's doch geworden. Zum Beispiel ein Spaziergang zu einem Fischrestaurant im Hafen, wo wir dann leckeren Fisch verspeisten und ich zum Küstennebel-Fan wurde, ein Tag in Kiel (Uni&Ikea) und ein Fußballabend in einer Sportsbar - ich als eine von drei anwesenden Frauen.
Dieses Wochenende war ich dann wieder im Alten Land, um mich noch mit so wundervollen Dingen wie Steuererklärung, Bank- und Versicherungsschriftverkehr zu beschäftigen, aber vor allem um den Geburtstag meines Papas mitzufeiern.

Noch bin ich gedanklich viel zu sehr in Deutschland, aber das wird sich morgen wohl schlagartig ändern, wenn ich in den schwedischen Alltag zurückkehre und vor allem ganz viel Schwedisch spreche. Übrigens habe ich ja vor einigen Wochen etwas Käpt'n Blaubär-mäßig endlich eine Personennummer bekommen und bin jetzt fast eine richtige Schwedin. Denn hat man diese vier letzten Ziffern (eine Personennummer ist aufgebaut aus Geburtsjahr, -monat, -tag plus 4 Ziffern), dann kann man hier alles machen und bekommen. Etwas verspätet bin ich dann in einen Schwedisch-Kurs bei der Erwachsenenbildung in Halmstad eingesteigen, nachdem die sich ja trotz erfolgreichen Einstufungstests seit Herbst weigerten, mich ohne die Nummer in einen Kurs aufzunehmen. Leider sind die 2x2 Unterrichtsstunden pro Woche so dämlich gelegt (vormittags und nachmittags), dass ich einige Klassen ganz aufgeben müsste. Da ich das nicht will, habe ich mich mit dem Lehrer darauf geeinigt, dass ich einmal pro Woche komme und viel zu Hause arbeite und ihm Texte zumaile. Auch wenn der Lehrer ein ganz komischer Kauz ist (Philosoph und Lebenskünstler, der sich gern selbst reden hört und die Zerstreuung in Person darstellt), so genieße ich es, mal wieder selbst Unterricht zu haben und mich zu Hause hinsetzen zu müssen, um Text durchzuarbeiten und Aufgaben zu erledigen. Für mein Schriftschwedisch bringt das auf jeden Fall viel. Bin aber auch noch nicht lang dabei, von daher kann ich noch nicht allzu viel sagen.

Macht's gut, liebe Leser! Ich verspreche, bald wieder neuen Lesestoff zu produzieren - habe ja von einigen zu hören bekommen, dass ich viel zu selten geschrieben habe in der letzten Zeit...

Montag, 15. Februar 2010

Fettisdagen

Während in Karnevals-Deutschland wohl gerade der Bär los ist, ist in Schweden nicht eine Spur von Fasching zu finden. Aber so etwas Ähnliches gibt es doch, wenn auch nicht im Sinne von Verkleiden. Morgen ist nämlich "fettisdag" (Zusammensetzung aus "fet"=Fett und "tisdag"= Dienstag). Und während der Faschingsdienstag in den Karnevalshochburgen der Höhepunkt der Feierei und vor allem der Trinkerei ist, steht hier die Fresserei ganz oben auf der Tagesordnung. Denn am letzten Tag vor der christlichen Fastenzeit sollte der Schwede nochmal ordentlich zuschlagen - gute Idee, wie ich finde. Auch wenn ich eher nicht so der Faster bin, was ja nicht heißt, dass man den "fettisdag" nicht mitmachen kann. :-)

Wie so oft haben die Schweden auch für diesen Tag ein spezielles Backwerk, nämlich "semlor" (Singular: en semla). Dabei handelt es sich um einen Hefeteigballen, der nach dem Backen aufgeschnitten, etwas ausgehöhlt und mit einer Vanillesahne-Marzipan-Creme gefüllt wird. Oben drüber den Puderzucker ("florsocker") nicht vergessen! Ursprünglich wurde dieses Gebäck nur am fettisdag als Nachspeise gegessen, heutzutage auch schon einige Wochen zuvor. Ich durfte z.B. letzte Woche Freitag schon mal einen semla kosten, denn das war der fredagskaka in der Schule! Hmm...

Freitag, 12. Februar 2010

"Risk för snöras, istappar" - man lebt gefährlich!

Letzte Woche wurde in Stockholm eine Frau auf der Strasse bewusstlos geschlagen. Aber nicht etwa von einem gewalttätigen Gangster, sondern vom bösen Schnee. Auch in Halmstad liegt ca. 40cm Schnee und aufgrund permanenter Minusgrade ist von Schmilzen keine Spur. Heute wird das Schuldach mit einer Maschine, die einer überdimensionalen Spülbürste gleicht, vom Schnee befreit.
Viele Gehwege in der Stadt sind mit diesen Schildern abgesperrt, da das Risiko, von einem Riesen-Eiszapfen oder herabstürzenden Schneemassen verletzt zu werden, zu gross ist. Die Kommune hat sogar Personen angestellt, die mit Hebebühnen unterwegs sind und Eiszapfen von den Häusern schlagen. Ein krasser Winter, den Halmstad seit 1987 nicht erlebt hat. Eigentlich mag ich den Winter und ich freu mich über frischen Schnee, der so schön knirscht beim Betreten. Aber irgendwann reicht es einfach. Die Riesenschneeberge an den Strassenrändern nerven langsam, denn man muss sich früh überlegen, wenn man die Strassenseite wechseln will. Die vereisten Wege nerven auch langsam. Ich kann nicht ordentlich joggen. Ich will jetzt Frühling! Aber in Deutschland geht's euch ja nicht anders...

Seit dem letzten Eintrag sind einige Wochen vergangen, in denen ich viel erlebt habe. Deshalb kommt es mir auch so unglaublich vor, dass ich mittlerweile schon 5 Wochen wieder hier bin und in einer Woche bereits wieder nach Deutschland fahre. Hier gibt es in der letzten Februarwoche nämlich eine Woche "Sportferien".

Highlights der letzten Wochen waren zum einen der "friluftsdag", den die Schule anlässlich des vielen Schnees organisiert hat. Wir fuhren nach Oskarström, wo es einen Skihügel und einen als Eisbahn gefluteten Sportplatz gibt und die Schüler sich austoben konnten. Die meisten fuhren Schlitten ("pulka"), während wir Lehrer offiziell die Aufsicht über alles hatten, dieser Aufsichtspflicht aber mal wieder nur sehr schwedisch wenige nachkamen.

Am letzten Wochenende besuchte ich Anne, die als Comenius-Assistentin in Jönköping arbeitet. Dorthin gibt es von Halmstad eine gute und günstige Busverbindung, sodass sich ein Wochenendtrip anbot. Jönköping ist mit 120.000 Einwohnern eine für schwedische Verhältnisse recht grosse Stadt, die an einem der grossen Seen, dem Vättern, liegt. Leider zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite, aber ein Spaziergang an der Seepromenade war trotzdem nett.
Neben etwas Sightseeing, z.B. dem Besuch im Streichholzmuseum (sie stammen dorther!), haben wir viel gefeiert, denn Anne wohnt in einem Wohnheim für internationale Studenten und da ist das ja vorprogrammiert. Es war herrlich, mit so vielen verschiedenen Nationalitäten und dadurch viel Englisch, aber manchmal auch Schwedisch und sogar Deutsch. Denn ich habe doch tatsächlich jemanden aus Buxtehude getroffen! Die Welt ist ein Dorf.

Soweit erstmal zu einigen Aktivitäten der letzten Wochen, mehr folgt später, denn jetzt muss ich meinen Bus nach Halmstad kriegen!