In Halmstad liegt lange nicht mehr so viel Schnee wie vor einer Woche. Zur Erinnerung: Da sah es so aus:
Aber im Gegensatz zu Norddeutschland liegt hier noch viel. Allerdings sind die Wege relativ frei und es schmilzt auch hier ordentlich. Die Matsche ist zwar unschön, aber ich find's gut, dass die weiße Pracht sich nun mal verzieht und dem Frühling Platz macht.
Auf der Zugfahrt habe ich mich übrigens wie eine richtige Lehrerin gefühlt, als ich einen Satz Deutsch-Arbeiten meiner 6er korrigiert habe. :-) Da ich die Arbeit auch ganz allein entworfen habe, wollte ich mir die Korrektur nicht nehmen lassen, obwohl Sam eigentlich nicht wollte, dass ich Arbeit mit in die Ferien nehme. Aber man sollte sich ja lieber nicht an völlig arbeitsfreie Ferien gewöhnen. Und außerdem wollte ich ja auch sehen, was sie so gezeigt haben. Ganz Schweden-like habe ich auch den Rotstift in der Tasche gelassen und stattdessen die blaue Tinte gewählt sowie mich bei den Kommentaren ganz doll angestrengt, immer erst was Positives zu schreiben und die Kritik etwas weicher zu verpacken.
Noten gibt's übrigens in der Klassenstufe noch nicht, sondern erst ab Klasse 8. Und dann gibt es keine Ziffern oder Punkte, sondern die Stufen "G"="Godkänd" (ausreichend/befriedigend), "VG"= "Väl Godkänd" (gut) und "MVG"="Mycket Väl Godkänd".
Auch zu dieser Tatsache kann man wieder geteilter Meinung sein. Ich finde, dass Noten in der 8.Klasse zu spät sind und die Schüler eher damit konfrontiert werden sollten. Aber andererseits sind Noten hier selten ein Druckmittel und die Schüler sollen lernen, dass sie nicht für Noten lernen, sondern für sich selbst. Hier würde ich wieder ein bisschen Deutschland und ein bisschen Schweden vermischen wollen - aber das würde wohl kaum funktionieren, da in Deutschland Schulnoten eben einen so hohen Stellenwert haben und die Kinder darauf schon früh gemünzt werden.
Meine Zeit in Deutschland habe ich genossen. Am letzten Samstag bin ich mit Eltern&Schwester nach Flensburg gefahren, wo wir Karstens Wohnung angeschaut haben und anschließend noch die schöne Stadt. Karsten hatte zuvor ein süßes Café entdeckt, das voller verschiedener Porzellan-Kaffeekannen hängt und eine große Auswahl selbstgebackener Torten anbietet. Mit dem Kaffeetrinken dort hat er meiner Mama eine große Freude bereitet! :-)
In den folgenden Tagen haben wir zum einen fleißig die Wohnung hübscher und fertiger gemacht (Möbel, Lampen, Regale etc. kaufen und anbauen), zum anderen versucht, daneben noch ein bisschen Zeit zu finden, in der wir nicht mit Bohrmaschine, Staubsauger und Schutzbrillen ausgestattet waren. Das war schwer, aber ein paar Stunden sind's doch geworden. Zum Beispiel ein Spaziergang zu einem Fischrestaurant im Hafen, wo wir dann leckeren Fisch verspeisten und ich zum Küstennebel-Fan wurde, ein Tag in Kiel (Uni&Ikea) und ein Fußballabend in einer Sportsbar - ich als eine von drei anwesenden Frauen.
Dieses Wochenende war ich dann wieder im Alten Land, um mich noch mit so wundervollen Dingen wie Steuererklärung, Bank- und Versicherungsschriftverkehr zu beschäftigen, aber vor allem um den Geburtstag meines Papas mitzufeiern.
Noch bin ich gedanklich viel zu sehr in Deutschland, aber das wird sich morgen wohl schlagartig ändern, wenn ich in den schwedischen Alltag zurückkehre und vor allem ganz viel Schwedisch spreche. Übrigens habe ich ja vor einigen Wochen etwas Käpt'n Blaubär-mäßig endlich eine Personennummer bekommen und bin jetzt fast eine richtige Schwedin. Denn hat man diese vier letzten Ziffern (eine Personennummer ist aufgebaut aus Geburtsjahr, -monat, -tag plus 4 Ziffern), dann kann man hier alles machen und bekommen. Etwas verspätet bin ich dann in einen Schwedisch-Kurs bei der Erwachsenenbildung in Halmstad eingesteigen, nachdem die sich ja trotz erfolgreichen Einstufungstests seit Herbst weigerten, mich ohne die Nummer in einen Kurs aufzunehmen. Leider sind die 2x2 Unterrichtsstunden pro Woche so dämlich gelegt (vormittags und nachmittags), dass ich einige Klassen ganz aufgeben müsste. Da ich das nicht will, habe ich mich mit dem Lehrer darauf geeinigt, dass ich einmal pro Woche komme und viel zu Hause arbeite und ihm Texte zumaile. Auch wenn der Lehrer ein ganz komischer Kauz ist (Philosoph und Lebenskünstler, der sich gern selbst reden hört und die Zerstreuung in Person darstellt), so genieße ich es, mal wieder selbst Unterricht zu haben und mich zu Hause hinsetzen zu müssen, um Text durchzuarbeiten und Aufgaben zu erledigen. Für mein Schriftschwedisch bringt das auf jeden Fall viel. Bin aber auch noch nicht lang dabei, von daher kann ich noch nicht allzu viel sagen.
Macht's gut, liebe Leser! Ich verspreche, bald wieder neuen Lesestoff zu produzieren - habe ja von einigen zu hören bekommen, dass ich viel zu selten geschrieben habe in der letzten Zeit...