Dienstag, 18. Mai 2010

Ein Land im Hochzeitswahn

In Stockholm sieht man überall Plakate mit Herzen. Die Souvenirläden platzen fast vor Viktoria&Daniel-Accessoires. Becher mit kitschigen Fotos, Flaschenöffner, Schürzen, ja gar Spüllappen mit dem Hochzeitspaar. Stockholm nennt sich sogar offiziell so:Der Flughafen in Arlanda heißt für den Monat Juni "Love Airport". Doch damit nicht genug: Auch in allen Supermärkten wird man mit den beiden konfrontiert, z.B. in Form von Kuchensondereditionen wie dieseroder auch der offiziellen "bröllopschoklad" (Hochzeitsschokolade). Und hier sieht man, dass nicht nur von außen alles königlich hochzeitlich ist, sondern das Paar erst in vollem Glanz erstrahlt, wenn man den Deckel aufmacht:Praktischerweise mit eingebautem schlechten Gewissen, wenn man wie Victoria in diesem Kleid aussehen möchte. Das ist immer noch nicht alles. Im Fernsehen laufen Dokus über den ganzen Bernadotte-Clan sowie gestern das ultimative "bröllopsintervju" (Hochzeitsinterview), was ich natürlich als annähernd richtige Schwedin verfolgt habe. Gruppenzwang, man muss ja am nächsten Tag im Kollegium mitreden können... Witzig dabei fand ich, dass Daniel, wenn er über Viktoria sprach, immer "kronprinsessan" (Kronprinzessin) sagte. Also z.B. "Die Kronprinzessin ist ja eine starke Person, die einen wundervollen Umgang mit Menschen hat". Ich hoffe, dass er das nur in solch offiziellen Momenten machen muss. :-)

Man kann auf jeden Fall behaupten, dass dieses Land völlig im Hochzeitswahn ist!

Heute habe ich mit ein paar Mädels aus meiner 6.Klasse darüber diskutiert, ob eigentlich der Daniel dann bald automatisch König wird, wenn seine Gattin Königin wird, als Nachfolgerin ihres Papas Carl Gustav. Sie fanden, dass das eigentlich nicht ok sei, denn immerhin ist er ja nur eingeheiratet. Ihrer Meinung nach sollte er dann maximal "prins" genannt werden dürfen. Als ich dann einwarf, dass Silvia ja auch nur Königin geworden sei, nachdem sie Carl Gustav schöne Augen gemacht hatte, wurden sie nachdenklich, fanden aber, dass das was anderes sei!

Viele Grüße aus dem Love-Schweden!

Donnerstag, 6. Mai 2010

Brezelbäckerei

Vor Kurzem habe ich in meiner Schule einen deutschen Backtag veranstaltet, um den Schweden mal ein bisschen traditionelle deutsche Küche und somit ein wichtiges Stück Landeskunde zu vermitteln. Laugenbrezel sollten es sein, denn die sind so richtig typisch und werden direkt mit Deutschland, naja - Bayern - assoziiert. Aber die meisten Lebensmittel/Gerichte, die man genannt bekommt, wenn man hier nach deutscher Küche fragt, sind in der Tat bayerische. Sorry also Altländer Hochzeitssuppe, Himmel&Erde und Labskaus, ihr müsst warten. Brezel habe ich aber auch deshalb ausgewählt, weil man in kleinerer Ausfertigung viele produzieren kann und man kann sie aus der Hand essen, sehr praktisch für den Vertrieb in der Schule.
Ich muss gestehen, dass ich zuvor noch nie selbst Brezel gebacken hatte. Aber so ist es ja mit vielen Sachen: Man muss erstmal im Ausland leben, um zu erkennen, was eigentlich typisch für sein Heimatland ist plötzlich wird man ganz "patriotisch". Die Brezelbäckerei lief super und der Duft lockte alle aus ihren Räumen. Wir haben die "kringlor", wie die Schweden sagen, im Schulkiosk verkauft und sie gingen "weg wie warme Semmeln".
Ich war überrascht, wie unkompliziert es eigentlich war und kann nur empfehlen, dass mal selbst auszutesten. Für alle, die jetzt also Hunger bekommen haben und auch Brezelbackerfahrung sammeln wollen, hier ein mögliches Rezept!