Donnerstag, 26. November 2009

Mission "svininfluensa-vaccination"



Svininfluensan, die Schweinegrippe, ist in den schwedischen Medien und auch überall sonst Thema Nr.1. Ständig fragen sich Schweden, ob sie schon geimpft worden sind (vaccination = Impfung). Man spricht über Schlangen in den "Medizinzentralen", die es in jedem Bezirk gibt. Man diskutiert über die Risiken einer Impfung, aber auch einer Nicht-Impfung. Die Infiziertenzahl steigt in den letzten Wochen aber wirklich drastisch. Alle Schüler werden an den Schulen von den Schulkrankenschwestern geimpft, um die anderen Impfstellen zu entlasten. Deshalb fehlten in den letzten Wochen oft mal 10 Schüler pro Klasse, da sie die Spritze bekamen und danach noch eine halbe Stunde sitzen bleiben mussten. Bislang sind laut der größten Tageszeitung des Landes (Dagens Nyheter) 40% aller Schweden geimpft. Die Massenimpfung läuft in einer vorgegebenen Reihenfolge nach Risikogruppen ab, diese Woche alle U25.
15 Todesfälle gibt's bisher. Und im Vergleich zu der geringen Gesamtbevölkerung von 9 Millionen gibt's viele Erkrankte.Eigentlich hatte ich mir überlegt, auf die Impfung zu verzichten, nachdem ich im Sommer als Vorbereitung auf Nicaragua schon so viele Antikörper in meine Blutbahn gejagt hab. Aber so langsam wurde mir echt komisch zu Mute, da ich ja auch jeden Tag so viele Kinder um mich herum habe und in meiner Volleyballmannschaft sogar eine die Schweinegrippe hatte. Deshalb hab ich gestern mal nachgefragt, ob ich überhaupt eine Impfung bekomme, da ich keine schwedische Mitbürgerin bin und bislang keine Personennummer hat, die man meist benötigt. Ich bekam eine sehr freundliche "Einladung", dass ich herzlich Willkommen sei, da das Land daran interessiert sei, möglichst alle, die hier leben, zu impfen, um die Ansteckungsquote zu verringern. Der erste Versuch scheiterte aber dennoch, da ich 10 Minten zu spät kam, denn der Impfstoff war gerade ausgegangen.
Heute 2. Versuch. Als ich die Schlange sah, wollte ich erst wieder umdrehen. Denn das war echt nicht schön. Hier mal ein Zeitungsfoto, damit ihr euch das ungefähr vorstellen könnt:

Aber ich hab mich tatsächlich angestellt. Musste dann so eine Gesundheitserklärung ("hälsodeklaration") ausfüllen, 1,5 Stunden in einer Riesenschlange warten und irgendwann hörte ich dann endlich meinen Namen, sehr lustig ausgesprochen. Ein Pieks, ein Pflaster, kurze Information über zu erwartende Armschmerzen und leichtes Fieber.
Jetzt bin ich also gewappnet gegen die böse Schweinegrippe und werde dieses Massenimpferlebnis sicherlich nicht so schnell vergessen!

Dienstag, 24. November 2009

Es adventskalendert sehr

Adventskalender heißt auf Schwedisch ganz unspektakulär auch "adventskalender" oder "julkalender" ("jul"= Weihnachten). Die Tradition ist hier zwar bekannt, jedoch nicht so stark gepflegt, wie ich es aus Deutschland kenne. Vielleicht liegt das aber auch eher an meiner eigenen Adventskalendererfahrung - alle, die mich kennen, wissen, wie sehr ich das liebe!
Meine Family hatte mir bei ihrem Besuch im Oktober schon den jährlichen Adventskalender-Elch mitgebracht, der bisher aber noch im Schrank gefangen lebte. Nun habe ich ihn in die Freiheit entlassen und er hat sich einen netten Platz an der Wand gesucht. Dabei hat sich doch glatt noch eine Lichterkette in seinem Geweih verfangen, das muss an den vielen Paketen liegen, die daran hängen.



Aber das ist noch nicht die ganze Adventskalenderei. Als ich gestern nach einem langen Schultag ganz schön müde nach Hause kam erwartete mich dort ein Päckchen, riesengroß! Und darin befand sich ein Original Hannover-Adventskalender von Anke (Fachsprachenzentrum Uni Hannover). Was hab ich mich gefreut... TACK!



Jetzt kann sie also so richtig starten, die Weihnachtszeit. Um meine fleißigen Blog-Leser mal wieder mit ein paar schwedischen Vokabeln zu versorgen, hier eine kleine Auswahl rund um die schönste Zeit des Jahres:

pepparkakor - Pfefferkuchen
jultomte - Weihnachtsmann
julklappar - Weihnachtsgeschenke
julgran - Weihnachtsbaum
glögg - Glühwein
ängel - Engel
stjärna - Stern
God jul! - Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 11. November 2009

25 COMENIUS-Assistenten in Stockholm



Am 5. und 6. November trafen wir uns alle in Stockholm zu einem zweitägigen "Induction Meeting for COMENIUS-assistants 2009/2010". Wir alle, das bedeutet: Leute aus Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Holland, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei. Denn am Comenius-Programm nehmen alle EU-Länder teil. Und so waren wir eine bunte Gruppe unterschiedlicher Heimatländer, Kulturen und Sprachen, aber irgendwie doch alle gleich, da Europäer. Wir arbeiten über ganz Schweden verteilt, einer sogar nördlich vom Polarkreis. Da ist das Leben wirklich krass anders, dagegen ist der Unterschied Jork/Hannover und Halmstad quasi nix.
Die "Meeting-Sprache" war Englisch, da wir dessen alle mächtig sind. Es war großartig und ich habe es unglaublich genossen. Wir haben in einem schicken Hotel getagt, wo wir allerfeinst versorgt worden sind.


Mittagessen im Hotel

Wir haben viel von- und miteinander gelernt, haben uns ausgiebig über bisherige Erfahrungen mit Schule&Kultur ausgetauscht und dabei viele gemeinsame Eindrücke entdeckt, die natürlich meist durch die "Heimatkultur" bedingt sind. So empfinden die Italiener die Schweden als unglaublich zurückhaltend, unpersönlich und leise, wir Deutschen suchen vergebens nach der Diskussionsmentalität... Superinteressant war auch ein ausgiebigr Vergleich des schwedischen Schulsystems mit unseren ganzen anderen Schulsystemen. Dadurch hat man viel über die Systeme der anderen vertretenen Länder gelernt und wir haben resümiert, dass Schweden bezüglich Freiheiten der Schüler wirklich eine Ausnahme bildet (Du kannst grad nicht mitarbeiten, weil Du Dich nicht konzentrieren kannst? Ok, kein Problem, dann geh erstmal raus!)
Und an die scheinbare völlige Kritiklosigkeit in schwedischen Schulen mussten wir uns alle erstmal gewöhnen. Vor allem in Deutschland ist der Rotstift und klare Ansagen, wenn etwas schlecht war, ja die Regel.
Das Tolle an Leben im Ausland ist ja, dass einem dadurch so etwas erst bewusst wird und man viele Dinge aus seinem Heimatland mehr schätzt, vieles aber auch plötzlich ganz anders sieht. Unsere deutsche Kritikkultur finde ich im Prinzip nicht schlecht, denn ich kann nicht nach einem grottenschlechten, vorgelesenen Referat die Schüler in den Himmel loben und finde diese Reaktion auch nicht weiterführend für die Schüler. Aber mittlerweile denke ich, dass man Kritik oft etwas andern verpacken kann. Wenn die kleine Mathilda z.B. schreibt: "Ich bin 11 Jahre ald und ich wohne aus Trönninge." Dann kann man sagen: "Das ist gut, ABER richtig heißt das ...". Aber man kann auch sagen: "Du kannst Dir ein paar Wörter nochmal genau anschauen, ABER insgesamt ist das super." Der Unterschied ist, dass in Fall 1 die Schüler die Motivation verlieren, weil die Kritik am Ende kommt und das zunächst positive Feedback die Kellertreppe runterschmeißt. In Fall 2 hat Mathilda ein gutes Gefühl, denn sie behält im Kopf, dass sie etwas Gutes geschrieben hat. Sie hat Lust, weiterzuschreiben. Und ich finde, dass es wichtiger ist, dass die Schüler überhaupt sprechen und schreiben, als dass sie sich gar nicht trauen, weil sie Angst vor Fehlern haben.

Unser Programm ging immer bis nachmittags, sodass wir anschließend noch viel Zeit für Sightseeing und Kneipenabende hatten. Leider regnete es fast durchgehend und ich bin echt froh, dass ich das schöne Stockholm schon zwei Mal vorher im Sonnenschein gesehen habe, denn das ist es noch viel schöner. Zum Abschluss bekamen wir Freitag noch eine tolle Führung im Stadshuset - absolut empfehlenswert für alle, die demnächst mal nach Stockholm wollen! Im "Blauen Saal" findet jährlich am 10.Dezember das Nobelpreis-Dinner statt. Cooles Gefühl, in dem Saal zu stehen, die große Steintreppe runterzugehen, die in einem Monat die ganzen Preisträger herunterschreiten!

Hier noch ein paar weitere Impressionen:


Gamla Stan


Glückliche Comenius-Assistenten in Gamla Stan


Der erste Glögg&Pepparkaka des Jahres


Skål!

Am Samstag haben wir uns mit einer kleineren Gruppe noch das Moderne Museum mit der dali-Ausstellung angeschaut. Danach habe ich mich mit Charlotte getroffen, die ich aus meinen Schwedisch-Kursen in Hannover kenne. Jetzt studiert sie an der Uni Stockholm. Wir haben einen Riesenspaziergang auf der Insel Djurgården gemacht, von der man bei schönerem Wetter einen tollen Blick auf die Stadt gehabt hätte. Aber auch so war's sehr schön. Vor allem auch das Café, in das wir eingekehrt sind.

Ein wenig schade ist, dass wir in Schweden arbeitenden Assistenten uns erst jetzt kennengelernt haben. Da viele nur bis Weihnachten bleiben, haben wir nicht mehr viel zeit, um uns gegenseitig zu besuchen. Aber mit einigen wird man das wohl dennoch hinkriegen, hoffentlich.

Fazit: Großartige 4 Tage im Venedig des Nordens, die mir noch lange in positiver Erinnerung bleiben werden. Viele neue Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und dazugelernt. Mit all dem und einem Koffer voller Ideen für die weitere Assistenzzeit bin ich wieder nach Halmstad zurückgekehrt. Der Helligkeitsunterschied macht sich bei der Distanz übrigens schon ziemlich bemerkbar: In Stockholm war's um 16h stockfinster, während hier noch eine halbe Stunde länger Licht ist.

Wenn Du in Schweden hast nasse Schuhe ...

...dann behalte die Ruhe
und geh einfach in den Supermarkt,
dort kauf Dir diesen Wunderapparat:

Sonntag, 1. November 2009

Taka-Tuka-Land? Nein...

... das kann wohl rein geographisch betrachtet eher Karsten bereisen. Ich habe in der vergangenen Woche aber viel vom Heimatland der geschätzten Frau Lindgren zu sehen bekommen!

1. Malmö


Dorthin führte mich ein Tagesausflug am leider verregneten Montag. Leider schüttete es wirklich ununterbrochen, aber das konnte Malmös Charme nur bedingt beeinträchtigen. Eine wunderschöne Stadt, die mir aber - vermutlich aufgrund ihrer Lage an der Öresundbrücke rüber nach Dänemark irgendwie gar nicht so richtig schwedisch vorkam, sondern einfach international. Man hörte viel Dänisch, aber auch viel Englisch und natürlich auch Schwedisch, allerdings bezeichnen viele Sch
weden dieses Schwedisch als "Fremdsprache", denn Malmö liegt in der Region Skåne, wo man "skånska" spricht, einen sehr krassen Dialekt. Für mich auch oft noch eine große Verständnis-Herausforderung.
Die Stadt ist mit ihren ca. 250.000 Einwohnern (3.größte Stadt Schwedens) nicht zu riesig und wirkt gemütlich.
Viele hübsche alte Gebäude,
aber auch der krasse moderne Gegensatz, wenn man sich Richtung Hafen begibt, dort ragt z. B. der "Turning Torso", das mit 190m höchste Gebäude Skandinaviens, hervor. "Seine Besonderheit ist die sich um 90 Grad zur Spitze hin drehende Fassade." (vgl. Wikipedia: Ich studier ja grad nicht, dann darf man Wikipedia zitieren!) Hier leider etwas schlecht zu erkennen, da das Wetter wie gesagt bähhhh war. Nach einem Sightseeing-Spaziergang habe ich das "Malmö-huset" besucht, eigentlich das Schloss, welches aber ein Museum mit verschiedenen Themen beherbergt. Sehr zu empfehlen, da sehr günstig&gleichzeitig superviel zu bieten. Wusstet ihr z. B., dass im Mittelalter Frisöre Operationen durchgeführt haben? Sowas hab ich u.a. gelernt... Nachmittags ist dann Morten aus Lund (gleich um die Ecke) gekommen, wir haben uns kurz eine Kirche angeschaut, die noch auf meinem Anguckprogramm stand und haben uns dann noch über dieses Riesenrad (auf Schwedisch übrigens "Pariser hjul") in der City gefreut, das nämlich einen total günstigen Studentenpreis von NUR 75 Kronen anpries (ca. 7,50€). Das ist natürlich wirklich UNFASSBAR günstig und man sollte sich wirklich zwei Mal überlegen, ob man sich dieses Schnäppchen entgehen lassen sollte. :-) Statt diese günstige Gelegenheit zu ergreifen haben wir uns aber lieber ein nettes Café gesucht und dort ausgiebig geplaudert, über erlebte schwedische Besonderheiten gelacht und somit war's gar nicht schlimm, dass es nur geregnet hat! Abends ging's dann zurück nach Halmstad, wo mir am Bahnhof noch diese "tyska bageriet" Spaß bereitete. Im Angebot: Grillhaxn, Hähnchenkeulen, Leberkäse...2. Göteborg

...stand Donnerstag auf dem Programm.
Ebenfalls etwas Sightseeing, Bummel durch mein Lieblingsviertel "Haga" (unglaublich gemütlich, Holzhäuser, viele junge Leute, viele süße Lädchen und Cafés) und Flair genießen. In der Stadt waren die fleißigen Menschen übrigens schon damit beschäftigt, Weihnachtsbeleuchtung zu befestigen - soll superschön sein ab Ende November. Freu mich schon auf meinen nächsten Besuch dort, dann mit Weihnachtsshopping! Nachmittags ging's dann mit dem Bus Richtung Lilla Varholmen zum Fähranleger.3. Björkö, Hönö, Öckerö im Göteborger Schärengarten

Dorthin ging's dann mit einer dieser gelben Fähren. Zu der Fähre gleich 'ne die Insel charakterisierende Geschichte: Eine Frau geht als Fußgängerin mit vollen Einkaufstüten auf die Fähre und guckt kurz vor Erreichen der Insel die Autos auf der Fähre durch und klopft dann an eine Tür, wo sie dann jemanden begrüßt, fragt, ob sie kurz mitfahren kann und einsteigt. Denn man kennt sich halt bei so einer kleinen, geschlossenen Gesellschaft.
Wunderschön ist's dort, aber irgendwie fahren Touristen dort nur in den Sommermonaten hin, denn zwischen September und Mai verirren sich nur selten "Auswärtige" auf die Inselchen, wie ich mir sagen lassen habe.
Ich war also eine kleine Sensation und mein Auftauchen dort war wohl Inselthema Nr. 1 bei dem abendlichen Kirchentreffen. Krasses Leben dort, die meisten fahren jeden Tag mit der kostenlosen Autofähre rüber auf's Festland (nur ca. 10 Min.), jeder kennt jeden und außer einem kleinen Lebensmitelladen gibt's auf Björkö, wo ich übernachtet habe, nix. Aber wunderschöne Natur und ich konnte mich kaum satt sehen an den Felsen, die vom Eis geformt wurden, den bunten Laubbäumen, dem Blick auf die ganzen anderen kleinen Inselchen mit bunten Holzhäusern.Leider gefiel meinem einen Fuß das viele Rumwandern nicht so gut, denn die Ferse schmerzte irgendwann so doll, dass ich mich nur noch leicht humpelnd fortbewegen konnte. Deshalb gab's einen Leseabend in der von mir allein bewohnten Jugendherberge - etwas gruselig. Am nächsten Tag war der Fuß nicht viel besser, aber ich hab eine Lauftechnik entwickelt, bei der es erträglich war. So fuhr ich noch auf die Nachbarinseln Hönö und Öckerö, wanderte dort umher, genoss die Sonne und klare Luft. Nachmittags fuhr ich zurück in die Stadt (Göteborg) und verbrachte dort den Rest des Tages hauptsächlich sitzend bei Kakao und der weltbesten Kanelbullar (Zimtschnecke), die ich bisher gegessen hab. Aber ein wenig rumgelaufen bin ich auch noch, doch irgendwann war ich nur noch genervt von dem doofen Fuß und war echt froh, als ich dann spätabends im Zug saß (hatte ich vorher so gebucht) und wieder in Halmstad war.

Eine erlebnisreiche Woche liegt hinter mir, mit vielen spannenden Eindrücken und Erfahrungen, viel Stadttrubel, aber auch viel Naturruhe. Der Fuß ist mittlerweile wieder besser, zum Glück. Werd mir demnächst neue Wanderschuhe kaufen, vielleicht lag's auch an denen, aber eigentlich sind ja eingelaufene Schuhe besser und das sind meine alten nun wirklich...

Nächste Woche geht's schon weiter mit dem Reisen, denn am 5. und 6.11. ist Comenius-Assistententreffen in Stockholm. Deshalb ist die kommende Schulwoche für mich nur 2 Tage lang, denn ich fahr schon am Mittwoch (4.11.) hoch. Dauert von hier knapp 5 Stunden mit dem X2000-Neigezug, der Stieg Larsson-Lesern sehr bekannt vorkommen müsste. Ich werde mich also wie Mikael Blomkvist oder Annika Giannini fühlen, wenn ich in Göteborg in diesen Zug und in Stockholm wieder aussteige! Mehr von dieser Reise dann beim nächsten Eintrag!