Mittwoch, 11. November 2009

25 COMENIUS-Assistenten in Stockholm



Am 5. und 6. November trafen wir uns alle in Stockholm zu einem zweitägigen "Induction Meeting for COMENIUS-assistants 2009/2010". Wir alle, das bedeutet: Leute aus Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Holland, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei. Denn am Comenius-Programm nehmen alle EU-Länder teil. Und so waren wir eine bunte Gruppe unterschiedlicher Heimatländer, Kulturen und Sprachen, aber irgendwie doch alle gleich, da Europäer. Wir arbeiten über ganz Schweden verteilt, einer sogar nördlich vom Polarkreis. Da ist das Leben wirklich krass anders, dagegen ist der Unterschied Jork/Hannover und Halmstad quasi nix.
Die "Meeting-Sprache" war Englisch, da wir dessen alle mächtig sind. Es war großartig und ich habe es unglaublich genossen. Wir haben in einem schicken Hotel getagt, wo wir allerfeinst versorgt worden sind.


Mittagessen im Hotel

Wir haben viel von- und miteinander gelernt, haben uns ausgiebig über bisherige Erfahrungen mit Schule&Kultur ausgetauscht und dabei viele gemeinsame Eindrücke entdeckt, die natürlich meist durch die "Heimatkultur" bedingt sind. So empfinden die Italiener die Schweden als unglaublich zurückhaltend, unpersönlich und leise, wir Deutschen suchen vergebens nach der Diskussionsmentalität... Superinteressant war auch ein ausgiebigr Vergleich des schwedischen Schulsystems mit unseren ganzen anderen Schulsystemen. Dadurch hat man viel über die Systeme der anderen vertretenen Länder gelernt und wir haben resümiert, dass Schweden bezüglich Freiheiten der Schüler wirklich eine Ausnahme bildet (Du kannst grad nicht mitarbeiten, weil Du Dich nicht konzentrieren kannst? Ok, kein Problem, dann geh erstmal raus!)
Und an die scheinbare völlige Kritiklosigkeit in schwedischen Schulen mussten wir uns alle erstmal gewöhnen. Vor allem in Deutschland ist der Rotstift und klare Ansagen, wenn etwas schlecht war, ja die Regel.
Das Tolle an Leben im Ausland ist ja, dass einem dadurch so etwas erst bewusst wird und man viele Dinge aus seinem Heimatland mehr schätzt, vieles aber auch plötzlich ganz anders sieht. Unsere deutsche Kritikkultur finde ich im Prinzip nicht schlecht, denn ich kann nicht nach einem grottenschlechten, vorgelesenen Referat die Schüler in den Himmel loben und finde diese Reaktion auch nicht weiterführend für die Schüler. Aber mittlerweile denke ich, dass man Kritik oft etwas andern verpacken kann. Wenn die kleine Mathilda z.B. schreibt: "Ich bin 11 Jahre ald und ich wohne aus Trönninge." Dann kann man sagen: "Das ist gut, ABER richtig heißt das ...". Aber man kann auch sagen: "Du kannst Dir ein paar Wörter nochmal genau anschauen, ABER insgesamt ist das super." Der Unterschied ist, dass in Fall 1 die Schüler die Motivation verlieren, weil die Kritik am Ende kommt und das zunächst positive Feedback die Kellertreppe runterschmeißt. In Fall 2 hat Mathilda ein gutes Gefühl, denn sie behält im Kopf, dass sie etwas Gutes geschrieben hat. Sie hat Lust, weiterzuschreiben. Und ich finde, dass es wichtiger ist, dass die Schüler überhaupt sprechen und schreiben, als dass sie sich gar nicht trauen, weil sie Angst vor Fehlern haben.

Unser Programm ging immer bis nachmittags, sodass wir anschließend noch viel Zeit für Sightseeing und Kneipenabende hatten. Leider regnete es fast durchgehend und ich bin echt froh, dass ich das schöne Stockholm schon zwei Mal vorher im Sonnenschein gesehen habe, denn das ist es noch viel schöner. Zum Abschluss bekamen wir Freitag noch eine tolle Führung im Stadshuset - absolut empfehlenswert für alle, die demnächst mal nach Stockholm wollen! Im "Blauen Saal" findet jährlich am 10.Dezember das Nobelpreis-Dinner statt. Cooles Gefühl, in dem Saal zu stehen, die große Steintreppe runterzugehen, die in einem Monat die ganzen Preisträger herunterschreiten!

Hier noch ein paar weitere Impressionen:


Gamla Stan


Glückliche Comenius-Assistenten in Gamla Stan


Der erste Glögg&Pepparkaka des Jahres


Skål!

Am Samstag haben wir uns mit einer kleineren Gruppe noch das Moderne Museum mit der dali-Ausstellung angeschaut. Danach habe ich mich mit Charlotte getroffen, die ich aus meinen Schwedisch-Kursen in Hannover kenne. Jetzt studiert sie an der Uni Stockholm. Wir haben einen Riesenspaziergang auf der Insel Djurgården gemacht, von der man bei schönerem Wetter einen tollen Blick auf die Stadt gehabt hätte. Aber auch so war's sehr schön. Vor allem auch das Café, in das wir eingekehrt sind.

Ein wenig schade ist, dass wir in Schweden arbeitenden Assistenten uns erst jetzt kennengelernt haben. Da viele nur bis Weihnachten bleiben, haben wir nicht mehr viel zeit, um uns gegenseitig zu besuchen. Aber mit einigen wird man das wohl dennoch hinkriegen, hoffentlich.

Fazit: Großartige 4 Tage im Venedig des Nordens, die mir noch lange in positiver Erinnerung bleiben werden. Viele neue Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und dazugelernt. Mit all dem und einem Koffer voller Ideen für die weitere Assistenzzeit bin ich wieder nach Halmstad zurückgekehrt. Der Helligkeitsunterschied macht sich bei der Distanz übrigens schon ziemlich bemerkbar: In Stockholm war's um 16h stockfinster, während hier noch eine halbe Stunde länger Licht ist.

1 Kommentar:

  1. Hej Merle, was Du alles in den 148 Tagen erlebt hast - grymt!
    Siehst Du meine Gesichtsfarbe?
    Totalt avundsjuk - besonders auf deine Erlebnisse in Stockholm.
    Kram Sonja

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