Sonntag, 25. Oktober 2009

Ein Schloss am Wörthersee...

Viele Leser mögen sich jetzt über den Titel des neuen Eintrags wundern und ich kann Euch beruhigen: Unser neuer Plan ist jetzt nicht ein Schloss am Wörthersee, in dem wir dann unsere eigene Schule aufmachen. Und ich hab auch keine Rolle in einer Neuauflage der Fernsehserie. In der letzten Schulwoche musste ich nur sehr schmunzeln, als Sam, mein "Deutschlehrerkollege", der aber eigentlich Amerikaner ist und 1975 der Liebe wegen nach Schweden gezogen ist, mich plötzlich fragte, ob ich die Fernsehsendung "Ein Schloss am Wörthersee" noch kennen würde. Wow, dachte ich, unsere hochkarätigen deutschen TV-Schlager haben ihren Erfolg sogar nach Schweden geschleudert! Wir kamen auf das Thema, weil ich mit der 8. Klasse gerade ein Landeskunde-Projekt durchführe, bei dem die Schüler in Kleingruppen verschiedene Regionen/Produkte/Persönlichkeiten aus den DACH (Deutschland/Österreich/Schweiz)-Ländern vorstellen. Zwei Mädels haben sich den Wörthersee vorgeknöpft. Die Jungs haben sich völlig klischeegemäß auf die deutschen Autoriesen Mercedes und BMW gestürzt. Zu meiner großen Freude konnte sich aber auch eine Gruppe für das Thema "Hamburger Hafen" erwärmen, wobei ich immer Heimatgefühle bekomme, wenn ich deren Bildschirm bei der Arbeit betrachte. Ihr merkt also: Ich tue mein Bestes, um Land&Sprache hier zu vertreten und ein wenig Appetit auf mehr Land&Sprache zu machen.

Am letzten Wochenende hatte ich Besuch von meiner Familie und wir hatten drei tolle Tage zusammen. Es war ihr erster Schweden-Besuch und ich hoffe, dass ich es ihnen so schmackhaft machen konnte, dass sie nochmal wiederkommen und vielleicht bald sogar mal einen Bayern-Urlaub gegen eine Woche Holzhaus am See mit eigenem Badesteg und Blaubeeren tauschen? Wir haben hier sehr viel angeschaut, sind am Meer entlang spaziert, haben lecker gespeist und sie konnten sogar meine "schwedische Familie" kennenlernen, da die uns Samstagabend zu sich eingeladen hatten. Sprachlich gab das einen "großen gemischten Salat" aus Schwedisch, Plattdeutsch, Englisch und Hochdeutsch, in dem ich meistens die Dolmetscherfunktion übernahm. Toll war zu sehen, dass die Kinder auch ohne gemeinsame Sprache (Selma und Tilda haben in der Schule noch kein Englisch) wunderbar miteinander klar kamen. Direkt nach dem Essen verschwanden sie im Spielzimmer. Selma und Tilda hatten dann am Montag beide einen Apfel aus dem Alten Land mit in der Schule, der für schwedische Verhältnisse quasi eine Bowlingkugel war und ihre Klassenkameraden wollten ihn alle einmal anfassen und kontrollieren, ob der echt sei. :-)

Am Freitag hatten wir Personalfest mit Halloween-Motto. Die verschiedenen Lehrer-Arbeitsgruppen organisieren reihum jedes Semester so ein Fest. Es war alles großartig dekoriert, wir haben lustige Spiele gespielt und allerfeinste Delikatessen zu uns genommen wie z.B. Krabben, Krebse, Lachs und Daim-Torte. Und typisch schwedisch hat natürlich jeder auf seinem Teller ein paar Liederzettel vorgefunden, welche dann immer mal wieder angestimmt wurden und im Anschluss ein lautes "Skål" erklang. Sehr lustig!

Nun sind eine Woche Herbstferien - für die Schüler, denn die Lehrer arbeiten von Montag bis Mittwoch. Also nix hier wie in Niedersachsen mit 14 Tagen Ferien! Ich kann eigentlich die ganze Woche frei nehmen, werde aber am Dienstag hinfahren, um ein bisschen den Diskussionen um die neuen Lehrpläne (ab 2011 wird hier alles anders!) zu lauschen, Unterricht vorzubereiten und mit ein paar Lehrern über Projekte bis Weihnachten zu sprechen. Ansonsten geht's weiter mit meiner Schweden-Erkundung: Morgen fahre ich nach Malmö (ca. 90 Min. mit dem Zug) und Mittwoch geht's auf die Insel Björkö im Göteborger Schärengarten, wo ich ein bisschen die schöne Schärenlandschaft mit Meerblick erwandern werde. Im Gepäck sind also Wanderschuhe und ein guter Schwedenkrimi - hui, wie ich mich freu auf die zwei Tage Natur pur!

Eine lustige Geschichte von gestern gibt's noch: Ich habe eine Paket-Benachrichtigung im Briefkasten gehabt. Mittags wollte ich das Paket dann bei der nächsten Poststelle ca. 500m von hier abholen, bei der ich das immer mache. Wie überall in Schweden muss man dort Nummern ziehen, wenn man bedient werden will. Und man sollte dort nicht Samstagmittag hingehen, denn dann kaufen sich alle Schweden Snus, geben ihre Lotto-Tippscheine ab oder verschicken komplizierte Post (ist alles an einem Tresen dort). Nach 25 Minuten Wartezeit leuchtete dann endlich meine Nummer, nur leider war mein Paket fälschlicherweise nicht dort hinterlegt worden, sondern an einer Tankstelle am anderen Ende der Stadt. Draußen goss es in Strömen. Aber ich war so gespannt, was das für ein Paket sei, dass ich mich auf den Weg dorthin machte und dann nach ca. 1,5h nass, aber glücklich wieder zu Hause war. Denn das Paket beinhaltete folgende feine Sachen:
Danke nochmal, Sina&Anke, für diese Vorweihnachtszeitversüßungen und die lieben Worte! Jetzt denkt Helge bestimmt wieder, dass ich nur am Essen bin. Keine Angst: Ich werde es mir aufteilen und auch was abgeben, aber nur an nette Kollegen und fleißige Schüler. :-)

2 Kommentare:

  1. Hallo Merle!
    Ich schon wieder :-)
    Was hast Du denn da für (einen) Schweden-Krimi(s) im Gepäck? Liest Du zufällig Camilla Läckberg und/oder Åsa Larsson? Und falls ja, verleihst Du die auch...?? ;-)
    Wünsch Dir gutes Reisen und dafür v.a. mal wieder schöneres (Reise-)Wetter!

    AntwortenLöschen