Antwort: Sie stellt eine kleine Auswahl des Sprachsalats dar, den ich momentan oft zubereite, wenn ich deutsch spreche. Schwedisch ist mittlerweile einfach so normal für mich geworden, dass ich mich oft dabei ertappe, auf deutsch komische Sätze zu bauen oder merkwürdige Wörter zu benutzen. Beispielsweise haben hier seit ein paar Wochen viele Bars am Nissan, der Fluss durch Halmstad, und auch sonst überall draußen Tische und Stühle aufgebaut. Teilweise sogar ganz neue Zeltgebäude draußen gebaut. Man nennt diese Plätze "uteservering", direkt übersetzt "Außenservierung" - aber das sagt man doch nicht, oder? Ich kenn sowas nur unter "Biergarten".
Dann das Wort "termin". Auf Schwedisch bedeutet das "Semester", also ein Schul- oder Uni-Halbjahr. Man unterscheidet zwischen "vårtermin" (Frühlingshalbjahr) und "hösttermin" (Herbsthalbjahr). Das Wort "semester" im schwedischen Sprachgebrauch bezeichnet hingegen "Urlaub". Für deutsche Schwedisch-Anfänger stellen diese falschen Freunde eine fiese Falle dar, aber wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat und es dann plötzlich auf deutsch verwendet, dann können komische Sätze dabei rauskommen:
"Der neue Termin fängt erst in ein paar Wochen an, jetzt genieße ich erstmal mein wohlverdientes Semester."
Damit genug Linguistisches und noch ein paar News aus meinem Leben in einer wunderbaren Sommerstadt an Schwedens wunderschöner Westküste.
Der Sommer ist nun endlich da und es ist großartig, den hier nach dem harten Winter zu erleben. Vor Kurzem habe ich mich gefragt, wo diese ganzen Leute, die sich plötzlich in der Fußgängerzone drängen, im Winter alle gesteckt haben. Entweder ist hier irgendwo ein großes Loch oder niemand hat sich rausgetraut. Im Winter sind hier alle drinnen und kommen kaum raus, während sie jetzt fast nur noch draußen sind. Abens in der Stadt herrscht eine fantastische Stimmung. Der Klang von Livemusik tönt durch die Straßen, Leute sitzen draußen, es riecht nach leckerem Essen, Eisverkäufer bringen Erfrischungen unter das Volk und alles wird in orangenes Sonnenuntergangslicht gehüllt. Mittlerweile ist es so lang hell, dass halb elf draußen sitzen und lesen funktioniert, oder morgens ab ca. 4Uhr ebenso. Weiter im Norden Schwedens geht die Sonne ja schon kaum noch unter, aber auch hier merke ich schon einen Unterschied zu Deutschland.
Vor Kurzem hat Anne mich besucht, die Comenius-Assistentin aus Jönköping, mit der ich in 2 Wochen nach Island fliege. Jenes Wochenende wurde zum "Rumtopf-Event", denn meine Mama hatte mir beim letzten Besuch eine Riesenschüssel ihres sensationellen Kirschgemisches mitgebracht, dessen Geschmack so schnell keiner toppen kann.
Nun nähert sich die vorletzte Schulwoche dem Ende entgegen und ich kann kaum fassen, wie die Zeit vergangen ist. Die letzten 2 Monate sind nur so verflogen und ich hatte immer viel um die Ohren, sodass nie die Spur von Langeweile oder mal Nachdenken über das Ende meiner Zeit hier aufkam. Und jetzt steht plötzlich der Abschied vor der Tür. Sam, mein lieber Mentor und Deutschlehrer-Kollege, fliegt Samstag in die USA und ist daher nächste Woche nicht mehr in der Schule. Das wird hart morgen mit dem Tschüß sagen und ich würd gern die Zeit anhalten. Gut, dass Halmstad nicht durch Ozeane von Norddeutschland getrennt ist, sondern relativ gut zu erreichen ist, sodass ich immer schnell herkommen kann, wenn die Sehnsucht zu groß wird. Das tröstet ein wenig, aber natürlich wird es immer anders sein als jetzt, wo ich hier so richtig lebe.
Bevor ich aber zu viel Trübsal blase, lebe ich grad lieber nach dem Motto "Nimm mit was geht!" und lasse nichts aus. Klassenabschlussgrillen am Strand, Brennballturnier der Schule am Strand, Fahrradtour mit einer meiner Lieblings-7A, Kino mit Freunden... es gibt viel "mitzunehmen" und das alles macht so unglaublich viel Spaß. Und à propos "alles mitnehmen": Am Wochende ist schwedischer Nationalfeiertag (6.Juni), was hier im Freilichtmuseum mit schwedischen Traditionen gefeiert wird. Da werde ich natürlich nicht fehlen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen