Donnerstag, 24. Juni 2010

Fröhlich und traurig - so nah beieinander...

Zurück von einer unglaublich eindrucksvollen Woche auf Island (dazu bald nochmal mehr!) sind meine letzten Tage an einer der schönsten Fleckchen Schwedens nun wirklich gekommen. Abschiedstreffen am laufenden Band, Tränen, viel Organisatorisches, nochmal die tolle Sommerstadtstimmung einfangen, nochmal REA(schwedisch für "Ausverkauf")-Shopping betreiben und Sachen packen. Mein Zimmer sieht jetzt traurig leer aus, da die Deko heute verpackt wurde. Morgen schaffe ich hoffentlich den groben Rest sowie das Putzen, sodass ich mich damit nicht mehr aufhalten muss, wenn ab Samstag meine Family hier ist.

Noch ein kleiner Nachtrag zum Schulabschluss: Für die 9er gibt es die schöne Tradition, dass alle in einem Umzug zur Kirche gehen, wobei 2 Flaggenträger eine Riesenfahne tragen. In der Kirche kommen dann nach ein paar Reden und musikalischen Einlagen die kleinen förskolebarn (Vorschulkinder), die nach dem Sommer in die 1.Klasse kommen, jeweils mit einer Rose und nehmen einen 9er an die Hand und begleiten ihn/sie aus der Kirche hinaus. Symbolisch, hinreißend, emotional, toll! Zurück in der Schule bekommen sie ihre Zeugnisse. Dann stellen sich alle Lehrer in einer langen Reihe im Flur auf und jeder Schüler bekommt (ob er/sie will oder nicht ;-)) eine Umarmung und ein paar Worte mit auf den Weg. Kramkalas wird das genannt, "Umarmungsevent". Danach strömen sie dann raus und werden von Familie und Freunden bejubelt. Leider nieselte es, aber die Stimmung war sonnig. Wir Lehrer hatten daraufhin noch unsere Abschlusszeremonie im Lehrerzimmer. Ich hatte eine kleine Rede samt Fotopräsentation über meine Zeit in Schweden vorbereitet, die super ankam. Später wurden sogar mir zu Ehren Reden gehalten und die Tränen kullerten...
Zur Aufmunterung und Stärkung gab es dann wieder leckere smörgåstårta, "Schnittchentorte". Eine echte schwedische Spezialität. Mehrere Lagen Weißbrot mit leckerer Dillcreme, oben drauf Lachs, Käse, Gemüse, Krabben, Köttbullar...hmmm. Eine echte Bombe, aber eine Sünde wert.


Heute Abend habe ich ein letztes Mal mit meinen Volleyball-Mädels trainiert und das war nochmal ein sportliches Highlight! Alle Damen-Teams im Verein haben seit Montag mit Kraft- und Konditionstraining angfangen, d.h. alle Spielerinnen trainieren zusammen und dazu gibt's 2 Trainer plus einen PHYSIOTHERAPEUTEN, der beim Zirkeltraining herumgeht und an einem rumzerrt, wenn man was falsch macht. Da wurde mein Wortschatz heut nochmal ganz schön auf die Probe gestellt. Kostprobe gefällig?

bålstabilitet - Rumpfstabiliät
tåhävning - Zehenheber

utfallssteg - Ausfallschritte

armhävningar - Liegestütz

Ich bin ordentlich ins Schwitzen gekommen, aber es war großartig auf diese professionelle Weise! Hab sogar ein Farbfoto-Handbuch mit den ganzen Übungen bekommen, sodass ich zu Hause weiter machen kann... Sprach- und Krafttraining in einem! :-)
Im Anschluss hab ich eine Runde Eis zum Abschied ausgegeben und wir haben noch nett zusammen gesessen. Ein schöner Abschluss!

Morgen ist es dann soweit, DAS schwedische Fest steht an: MIDSOMMAR! Ich werde mit einer Freundin aus meinem Schwedisch-Kurs und einigen ihrer Verwandten so richtig traditionell feiern. Freu mich schon sehr darauf und werde euch fleißigen Lesern darüber in Kürze noch berichten! Es wird gemunkelt, dass ich sogar einen Blumenkranz ins Haar bekomme. Ui, wie ich gespannt bin...nach dem Wochenende folgt der Bericht! Bis dahin: Glad Midsommar!


Montag, 14. Juni 2010

Wenn's am schönsten ist...

...soll man bekanntlich aufhören. Und das ich es gerade sehr schöb habe, daran besteht kein Zweifel. Halmstad im Sommer ist einfach ein Traum. Und in der letzten Woche habe ich noch so viele schöne Momente in der Schule und auch nach dem Job erlebt, dass es mir verdammt schwer fällt, das alles hier jetzt verlassen zu müssen. Jeden Tag fragen mich viele: "Hur känns det nu?" (Wie fühlt sich das jetzt an?). Darauf antworte ich meist: Ich habe ein unglaublich tolles Jahr erlebt und natürlich fällt es schwer, zu gehen. Aber auf der anderen Seite freu ich mich auch auf das, was kommt. Ich habe Wissensdurst und freu mich sogar etwas auf die Uni, auch wenn die viele Theorie natürlich den krassen Gegensatz zu dem hier bildet. Ich freu mich, wieder in meine Heimat zu kommen, denn dieses Heimatbewusstsein wird viel stärker, wenn man mal längere Zeit im Ausland lebt - das ist mir hier sehr bewusst geworden. Ich freu mich auf das geilste Brot und die besten Brötchen der Welt. Ich freu mich auf ein Wiedersehen mit Familie&Freunden. Ich freu mich auf WM-Stimmung in Deutschland, denn Schweden ist eingeschnappt wegen der Nicht-Teilnahme, sodass man hier kaum was mitkriegt. Summa sumarum mischen sich daher Traurigkeits- und Freudentränen.

Nun will ich euch aber noch an ein paar Eindrücken der letzten Wochen teilhaben lassen. Am Donnerstag gab es den "avslutningslunch" (Abschiedsmittagessen) für die 9er, die jetzt mit der "grundskola" fertig sind und nach dem Sommerferien auf's Gymnasium gehen. Das machen hier ca. 95% aller Schüler. Das Gymnasialsystem unterscheidet sich aber von dem in Deutschland. Man wählt gewisse Profile und kann auch berufspraktische Zweige wählen, wie z.B. das Hotel-/Restaurant-Programm.

Wir Lehrer haben die Caféteria hübsch hergerichtet und drei lange Tafeln gebaut, an denen dann alle Platz nahmen. Während des Essens gab es unzählige Reden von Lehrern und im Anschluss spielten wir Lehrer ein kleines Theaterstück - eine Tradition an der Trönningeskolan. Ich wurde dafür kurzerhand als Schauspielerin aktiviert, nachdem ich in den letzten Wochen also u.a. zur Mathe- und Physiklehrerin wurde, habe ich noch eine weitere Profession ausprobiert.
Ich spielte eine Gräfin, die in einer verzwickten Situation landet - Liebelei und so, ihr wisst schon. Etwas Überwindung kostete es mich, einem Kollegen einen Becher mit Eiswürfeln und Wasser über den Kopf zu kippen... und am Ende fiel mir bildlich ein Stein vom Herzen, den ich leider auf den Fuss meines Grafen warf. Aber ansonsten gab es keine grösseren Verletzungen!

Freitag war dann der letzte Schultag und "skolavslutning". Ein kurzer bericht und Bilder davon folgen später.

Nun noch ein paar Bilder, die ich in den letzten Tagen in der Schule gemacht habe. Einige der vielen Dinge, die mir sehr fehlen werden:
Mein Deutsch-Kollege Sam, Amerikaner, der in den 70ern Schwede wurde.

Mein Lieblingsdrucker, Kopierer und Scanner in einem. In dem Räumchen habe ich viele Stunden verbracht, wenn ich fleissig Unterrichtsamterial erstellt habe!

Meine "Deutsche Ecke", an einem Schwarzen Brett in der Schule. Hier habe ich in verschiedenen Kategorien Verschiedenes rund um Deutschland aufgehängt.

Milchautomaten in der Caféteria! In Schweden ist es normal, zum Mittagessen ein Glas Milch zu trinken. Und das Knäckebrot mit Butter darf natürlich auch nicht fehlen. Das werde ich in Deutschland einführen!
Morgen fliege ich für eine Woche "Naturerlebnis und geographische Studien vor Ort" zusammen mit Anne nach Island. Danach melde ich mich nochmal für einen abschliessenden Blog-Eintrag!

Donnerstag, 10. Juni 2010

Du gamla, du fria...

...du fjällhöga nord! So beginnt die schwedische Nationalhymne, die am vergangenen Sonntag, den 6. Juni, besonders laut erklang. Es war Nationalfeiertag. Entgegen meiner Erwartungen feiern die Schweden - zumindest die hier in Halmstad - diesen aber gar nicht so enthusiastisch. Dennoch gab es in Halmstad ein Fest, bei dem Ann-Kathrin (aus meinem Schwedisch-Kurs) und ich dabei waren!
Auf dem Galgberget, ein Hügel am Stadtrand, auf dem Gelände des Freilichtmuseums, gab es einen Umzug mit Flaggen und Spielmannszug, viele Reden, Chöre und natürlich das feierliche Hissen der schwedischen Flagge. Alle Besucher bekamen eine kleine Fahne in die Hand gedrückt, die dann fleißig geschwenkt wurden. Am Ende haben alle mit Unterstützung eines Chores die Nationalhymne gesungen, wobei ich feststellte, dass ich sie jetzt auswendig kann!






Donnerstag, 3. Juni 2010

Außenservierung? Termin? Semester?

Tja, was steckt hinter dieser Rubrik, fragen sich wohl nun viele.
Antwort: Sie stellt eine kleine Auswahl des Sprachsalats dar, den ich momentan oft zubereite, wenn ich deutsch spreche. Schwedisch ist mittlerweile einfach so normal für mich geworden, dass ich mich oft dabei ertappe, auf deutsch komische Sätze zu bauen oder merkwürdige Wörter zu benutzen. Beispielsweise haben hier seit ein paar Wochen viele Bars am Nissan, der Fluss durch Halmstad, und auch sonst überall draußen Tische und Stühle aufgebaut. Teilweise sogar ganz neue Zeltgebäude draußen gebaut. Man nennt diese Plätze "uteservering", direkt übersetzt "Außenservierung" - aber das sagt man doch nicht, oder? Ich kenn sowas nur unter "Biergarten".
Dann das Wort "termin". Auf Schwedisch bedeutet das "Semester", also ein Schul- oder Uni-Halbjahr. Man unterscheidet zwischen "vårtermin" (Frühlingshalbjahr) und "hösttermin" (Herbsthalbjahr). Das Wort "semester" im schwedischen Sprachgebrauch bezeichnet hingegen "Urlaub". Für deutsche Schwedisch-Anfänger stellen diese falschen Freunde eine fiese Falle dar, aber wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat und es dann plötzlich auf deutsch verwendet, dann können komische Sätze dabei rauskommen:
"Der neue Termin fängt erst in ein paar Wochen an, jetzt genieße ich erstmal mein wohlverdientes Semester."

Damit genug Linguistisches und noch ein paar News aus meinem Leben in einer wunderbaren Sommerstadt an Schwedens wunderschöner Westküste.
Der Sommer ist nun endlich da und es ist großartig, den hier nach dem harten Winter zu erleben. Vor Kurzem habe ich mich gefragt, wo diese ganzen Leute, die sich plötzlich in der Fußgängerzone drängen, im Winter alle gesteckt haben. Entweder ist hier irgendwo ein großes Loch oder niemand hat sich rausgetraut. Im Winter sind hier alle drinnen und kommen kaum raus, während sie jetzt fast nur noch draußen sind. Abens in der Stadt herrscht eine fantastische Stimmung. Der Klang von Livemusik tönt durch die Straßen, Leute sitzen draußen, es riecht nach leckerem Essen, Eisverkäufer bringen Erfrischungen unter das Volk und alles wird in orangenes Sonnenuntergangslicht gehüllt. Mittlerweile ist es so lang hell, dass halb elf draußen sitzen und lesen funktioniert, oder morgens ab ca. 4Uhr ebenso. Weiter im Norden Schwedens geht die Sonne ja schon kaum noch unter, aber auch hier merke ich schon einen Unterschied zu Deutschland.
Ich versuche, jeden Sonnenstrahl auszunutzen. Zum Glück kann ich hier den Garten mitnutzen, der sehr sonnig ist und wo man auch super Unterricht vorbereiten oder Mathe-Arbeiten korrigieren kann. Das habe ich in den letzten Wochen ausgiebig erprobt. Ich war drei Wochen lang neben der Sprachlehrerin auch noch Mathe-, Physik- und Werteerziehungslehrerin, als Vertretung für einen Kollegen. Das war echt anstrengend und eine Herausforderung an alte Schulkenntnisse, aber ich war erstaunt, wie gut ich mich doch geschlagen habe. Ich hätte nie gedacht, dass ich je mal Lichtbrechung auf Schwedisch unterrichten werde. Flexibilität ist das Stichwort! So kam es, dass ich auch Berge von Mathe-Arbeiten korrigieren musste. Im Garten aber wirklich nur halb so schlimm.

Vor Kurzem hat Anne mich besucht, die Comenius-Assistentin aus Jönköping, mit der ich in 2 Wochen nach Island fliege. Jenes Wochenende wurde zum "Rumtopf-Event", denn meine Mama hatte mir beim letzten Besuch eine Riesenschüssel ihres sensationellen Kirschgemisches mitgebracht, dessen Geschmack so schnell keiner toppen kann. Anne kam auch schnell auf den Geschmack, sodass wir so einige Gläschen davon verputzt haben. Hmmm...großartig an einem lauen Sommerabend!

Nun nähert sich die vorletzte Schulwoche dem Ende entgegen und ich kann kaum fassen, wie die Zeit vergangen ist. Die letzten 2 Monate sind nur so verflogen und ich hatte immer viel um die Ohren, sodass nie die Spur von Langeweile oder mal Nachdenken über das Ende meiner Zeit hier aufkam. Und jetzt steht plötzlich der Abschied vor der Tür. Sam, mein lieber Mentor und Deutschlehrer-Kollege, fliegt Samstag in die USA und ist daher nächste Woche nicht mehr in der Schule. Das wird hart morgen mit dem Tschüß sagen und ich würd gern die Zeit anhalten. Gut, dass Halmstad nicht durch Ozeane von Norddeutschland getrennt ist, sondern relativ gut zu erreichen ist, sodass ich immer schnell herkommen kann, wenn die Sehnsucht zu groß wird. Das tröstet ein wenig, aber natürlich wird es immer anders sein als jetzt, wo ich hier so richtig lebe.

Bevor ich aber zu viel Trübsal blase, lebe ich grad lieber nach dem Motto "Nimm mit was geht!" und lasse nichts aus. Klassenabschlussgrillen am Strand, Brennballturnier der Schule am Strand, Fahrradtour mit einer meiner Lieblings-7A, Kino mit Freunden... es gibt viel "mitzunehmen" und das alles macht so unglaublich viel Spaß. Und à propos "alles mitnehmen": Am Wochende ist schwedischer Nationalfeiertag (6.Juni), was hier im Freilichtmuseum mit schwedischen Traditionen gefeiert wird. Da werde ich natürlich nicht fehlen...

Dienstag, 18. Mai 2010

Ein Land im Hochzeitswahn

In Stockholm sieht man überall Plakate mit Herzen. Die Souvenirläden platzen fast vor Viktoria&Daniel-Accessoires. Becher mit kitschigen Fotos, Flaschenöffner, Schürzen, ja gar Spüllappen mit dem Hochzeitspaar. Stockholm nennt sich sogar offiziell so:Der Flughafen in Arlanda heißt für den Monat Juni "Love Airport". Doch damit nicht genug: Auch in allen Supermärkten wird man mit den beiden konfrontiert, z.B. in Form von Kuchensondereditionen wie dieseroder auch der offiziellen "bröllopschoklad" (Hochzeitsschokolade). Und hier sieht man, dass nicht nur von außen alles königlich hochzeitlich ist, sondern das Paar erst in vollem Glanz erstrahlt, wenn man den Deckel aufmacht:Praktischerweise mit eingebautem schlechten Gewissen, wenn man wie Victoria in diesem Kleid aussehen möchte. Das ist immer noch nicht alles. Im Fernsehen laufen Dokus über den ganzen Bernadotte-Clan sowie gestern das ultimative "bröllopsintervju" (Hochzeitsinterview), was ich natürlich als annähernd richtige Schwedin verfolgt habe. Gruppenzwang, man muss ja am nächsten Tag im Kollegium mitreden können... Witzig dabei fand ich, dass Daniel, wenn er über Viktoria sprach, immer "kronprinsessan" (Kronprinzessin) sagte. Also z.B. "Die Kronprinzessin ist ja eine starke Person, die einen wundervollen Umgang mit Menschen hat". Ich hoffe, dass er das nur in solch offiziellen Momenten machen muss. :-)

Man kann auf jeden Fall behaupten, dass dieses Land völlig im Hochzeitswahn ist!

Heute habe ich mit ein paar Mädels aus meiner 6.Klasse darüber diskutiert, ob eigentlich der Daniel dann bald automatisch König wird, wenn seine Gattin Königin wird, als Nachfolgerin ihres Papas Carl Gustav. Sie fanden, dass das eigentlich nicht ok sei, denn immerhin ist er ja nur eingeheiratet. Ihrer Meinung nach sollte er dann maximal "prins" genannt werden dürfen. Als ich dann einwarf, dass Silvia ja auch nur Königin geworden sei, nachdem sie Carl Gustav schöne Augen gemacht hatte, wurden sie nachdenklich, fanden aber, dass das was anderes sei!

Viele Grüße aus dem Love-Schweden!

Donnerstag, 6. Mai 2010

Brezelbäckerei

Vor Kurzem habe ich in meiner Schule einen deutschen Backtag veranstaltet, um den Schweden mal ein bisschen traditionelle deutsche Küche und somit ein wichtiges Stück Landeskunde zu vermitteln. Laugenbrezel sollten es sein, denn die sind so richtig typisch und werden direkt mit Deutschland, naja - Bayern - assoziiert. Aber die meisten Lebensmittel/Gerichte, die man genannt bekommt, wenn man hier nach deutscher Küche fragt, sind in der Tat bayerische. Sorry also Altländer Hochzeitssuppe, Himmel&Erde und Labskaus, ihr müsst warten. Brezel habe ich aber auch deshalb ausgewählt, weil man in kleinerer Ausfertigung viele produzieren kann und man kann sie aus der Hand essen, sehr praktisch für den Vertrieb in der Schule.
Ich muss gestehen, dass ich zuvor noch nie selbst Brezel gebacken hatte. Aber so ist es ja mit vielen Sachen: Man muss erstmal im Ausland leben, um zu erkennen, was eigentlich typisch für sein Heimatland ist plötzlich wird man ganz "patriotisch". Die Brezelbäckerei lief super und der Duft lockte alle aus ihren Räumen. Wir haben die "kringlor", wie die Schweden sagen, im Schulkiosk verkauft und sie gingen "weg wie warme Semmeln".
Ich war überrascht, wie unkompliziert es eigentlich war und kann nur empfehlen, dass mal selbst auszutesten. Für alle, die jetzt also Hunger bekommen haben und auch Brezelbackerfahrung sammeln wollen, hier ein mögliches Rezept!

Sonntag, 25. April 2010

Besuch bei den Kollegen Vänern&Vättern

Ich weiß, ich weiß... viel zu lang liegt der letzte Eintrag zurück und es gibt so viel zu erzählen, aber ich hatte einfach echt so viel um die Ohren, dass ich nicht zum Blog schreiben gekommen bin. Das braucht ja auch seine Zeit. Aber nun endlich nehme ich sie mir, um euch zunächst einmal über die Reise in den Osterferien zu informieren. Karsten und ich hatten in Halmstad einen kleinen Toyota Aygo gemietet, mit dem wir 5 Tage lang die Region um die beiden größten Seen Schwedens, Vänern und Vättern, erkundet haben.
Gestartet sind wir zunächst entlang der Westküste bis hinauf nach Göteborg auf Landstraßen meist direkt am Meer entlang (und nicht auf der E6). Auf der Route konnte man sich gar nicht satt sehen an traumhaften Meereskulissen, wie z.B. hier in Steninge:
Ein schönes Stück Erde. Oft haben wir gedacht, wie herrlich es sein muss, ein Grundstück mit diesem Blick zu haben und im Sommer jeden Tag vor dem Frühstück ins Meer springen zu können oder im Winter die Eisschollen knacken zu hören. Um uns das leisten zu können benötigen wir allerdings noch die nötige Liquidität. Spenden nehmen wir aber jederzeit gern entgegen. :-)

Den ersten Übernachtungszwischenstopp bildete Trollhättan, eine 50.000-Einwohner-Stadt südlich des Vänern-Sess, die aufgrund eines großen Filmproduktionsstudios auch gern Trollywood genannt wird. Außerdem ist Trollhättan für seine gigantischen Schleusenanlagen bekannt, durch die der Göta Älv - Schwedens wassereichster Fluss - schiffbar gemacht wird.
Ein großer Teil des ursprünglichen Flussbettes liegt trocken, wird aber einmal im Jahr geflutet. Lustige Schilder weisen auf die Gefährdung durch anbrausende Wellen hin, wir hatten aber Glück, denn "Tag des Wasserfalles" ist erst im Juni.
Etwas südlich der Stadt gelangten wir nach einer kleinen Wanderung zu einem gigantischen Wasserkraftwerk, das u.a. SAAB mit Strom versorgt. Weiter ging's Richtung Nordosten auf die Halbinsel Kallandsö. Hübsch anzuschauen war hier das Schlösschen Läckö.
Dort war dann eigentlich noch der Besuch einer in Reiseführern angepriesenen Fischräucherei geplant, der jedoch aufgrund eines noch zugefrorenen Vänern und geschlossener Lokale leider ausfallen musste. Das war oft der Fall, denn die Saison startet eigentlich erst im Juni und zuvor steht man meist vor verschlossenen Türen. Leider war das Wetter auch wirklich Nebensaison: Kalt und ungemütlich. Aber wir haben versucht, das Beste daraus zu machen.

Nächste Station: Der Hornborga-See östlich vom Vänern. Warum noch ein See? Na weil das Schwedens Kranich-Landeplatz Nummer 1 während deren Rückreise aus dem spanischen Winterquartier ist!

Mein Biologie lehrernder Reisebegleiter hatte sehr hartnäckig auf den Abstecher dahin bestanden und ich bin ihm sehr dankbar dafür, denn wer kann schon behaupten, mal 12700 Kraniche auf einmal gesehen zu haben?

War wirklich beeindruckend, v.a. die Geräuschkulisse. Dann führte uns der Weg durch das Naturreservat Kinnekulle in das süße Städtchen Mariestad an der Ostküste des Vänern, wo wir in einem irre gemütlichen Vandrarhem (schwedisch für "Jugendherberge") übernachtet haben. Das Haus wurde im 15. Jahrhundert erbaut und hatte innen tolle Holzfußböden und so eine richtig nostalgische Küche. Nun rief der Vättern, der "kleine Bruder" des Vänern-Sees. Nachdem aus dem von meinen Kollegen empfohlene Fischbrötchen mit frischem Fang aus dem See im kleinen Seedorf mit dem lustigen Namen Hjo (sprich: Ju) leider auch nichts wurde, fuhren wir weiter die Westküste des Sees Richtung Nordufer. In Karlsborg erkundeten wir die Anlage des Armee-Stützpunktes, u.a. für Fallschrimjäger. Ich hab mich mal etwas geübt, aber das hat noch nicht den richtigen Kick gegeben. :-)Und dann gab's mal wieder eine Schleusentreppe zu bestaunen, dieses Mal in der Nähe von Motala. Die Schleuse verbindet den Göta-Kanal mit dem Vättern. Die nächste Schlafpause fand in Vadstena statt, die Stadt der Heiligen Birgitta, die in ihrem Leben unglaublich viele gute Taten vollbracht und dort einen Klosterorden gegründet hat. Die Stadt ist klein, aber gemütlich mit vielen bunten Holzhäusern und Kopfsteinpflaster - Vadstena hat Charme, ohne Frage. Leider waren wir nur die gefühlt einzigen Besucher. Alles leergefegt nach 18 Uhr und kaum ein Restaurant zu finden. Da machte sich wieder die Nebensaison bemerkbar. Die Highlights des nächsten Tages:
Der Runenstein von Rök - historisch unglaublich bedeutend und für Archäologen sicherlich irre spannend, aber uns riss der nicht so vom Hocker. Naja, wir sind wenigstens da gewesen. Kommt in die Kulturgeschichte-Schublade!

Gränna, die Heimat der Polkagrisar. Für alle, die keinen blassen Schimmer haben, was Polkagrisar sind: Weiß-rote Pfefferminzbonbons in Kissenform. In Gränna kann man in einer Vielzahl Gechäften bei der Produktion zuschauen und kosten. Hmm!
Nach der letzten Übernachtung in Jönköping statten wir am letzten Tag unserer Schweden-Tour noch dem schwedischen Kultgeschäft Gekås in Ullared einen Besuch ab.
Klickt euch mal durch die Homepage www.gekas.se oder schaut bei Wikipedia nach, dann bekommt ihr einen besseren Eindruck dieses Geschäftes. Es handelt sich um ein riesiges Warenhaus, das man vom Sortiment her ungefähr mit Handelshof in Deutschland vergleichen kann, allerdings eher Einzelhandel. Man bekommt dort alles, was das Herz begehrt, zu für Schweden unschlagbar günstigen Preisen. Dorthin gibt es Bustouren aus ganz Skandinavien und laut Berichten meiner v.a. weiblichen Kollegen oft Schlangen an den Einkaufswagen. Hier sieht man, wie mit einem Schaufelbagger neue Wagen bereitgestellt werden. Total crazy alles, aber irgendwie auch witzig und absolut sehens-/erlebenswert. Was den Wahnsinn noch weiter untermauert: Ein Campingplatz und ein kleines Hüttendorf gehören auch zum Shoppingkomplex. Und man muss weit im Voraus buchen, denn die Plätze da sind begehrt. Ulrika, meine Mentorin, mietet einmal im Jahr mit ihren Freundinnen eine stuga (Hütte) mit Sauna&Whirlpool, um dort erst einen netten Abend zu haben und am nächsten Tag früh in das Warenhaus zu stürzen.
Auch wir haben uns also in den Ullared-Shoppingswahnsinn gestürzt zwar nicht so viele Tüten wie die meisten anderen rausgeschleppt, aber doch zwei. Und was ein Quatsch, dass Männer nicht gern shoppen, ich hab den Beweis erlebt: Karsten hatte viel mehr als ich! :-)

Donnerstag, 1. April 2010

Frohe Ostern - Glad Påsk!

...das wünsche ich euch allen! Hoffentlich meint es der Osterhase gut mit euch und kippt seinen randvoll gefüllten Korb großzügig über euren Gärten oder - wohl je nach Wetter - in Küche, Wohnzimmer und im Schuhschrank aus.
Den Osterhasen (påskhare) kennen die Schweden zwar auch, allerdings ist er nicht so populär wie in Deutschland. Eiersuchen finden teilweise statt, meist aber als "äggjakt" betitelt und schnitzeljagdmäßig aufgezogen, d.h. mit kleinen Hinweiszetteln, die dann zu einem großen Osternest gefüllt mit Süßigkeiten führen. So richtig tolle Schokoladeneier in großer Auswahl gibt es hier nicht (bis auf die Lindt-Sachen, die es in den Supermärkten gibt), denn Ostersüßigkeiten sind hier vor allem so knallbunte Gelee-Eier, von denen man Zahnschmerzen kriegt. :-) Mich Schokomäulchen lassen die Dinger ziemlich kalt.
Toll ist hingegen die schwedische Osterküche, die hier an der Westküste stark von Lax und Sill dominiert wird. Habe mir unserer Hauswirtschaftslehrerin an der Schule viele Rezepte kopiert, von denen ich hoffentlich viele auszuprobieren schaffe.
Die Osterfeiertage heißen hier skärtorsdag (Gründonnerstag), långfredag (Karfreitag), påskafton (Ostersamstag), påskdag (Ostersonntag) sowie annandag påsk (Ostermontag). Eine schöne Tradition zu Ostern ist, dass die Kinder sich als "påskkäringar"verkleiden und von Haus ziehen, um Süßigkeiten einzusammeln. Selma und Tilda waren gerade bei mir und haben mir noch ein paar Osterzeichnungen geschenkt.

Selbst werde ich Ostern zusammen mit Karsten hier in Halmstad verbringen. Nächste Woche fahren wir dann für 5 Tage an die großen Seen Vänern und Vättern, es wird eine Rundtour mit viel Natur, kleinen und größeren Städten, Inseln, historischen Stätten und einer Bonbonfabrik (polkagrisar) in Gränna.

Ha en trevlig påsk!

Freitag, 19. März 2010

Freitagsfreude

Von unserer "fredagskaka"-Tradition hatte ich euch ja schon mal erzählt. Da gibt's immer feine Leckereien zum Einstieg in das Wochenende. Aber heute wurde alles bisherige meilenweit getoppt und ich musste mich erstmal kneifen, als ich die Pracht im Lehrerzimmer heute Morgen erblickte...

Heute hat Richard, ein jetzt fertiger Referendar, seinen letzten Tag an der Trönningeskolan. Anlässlich dessen hatte er diese unglaublichen Torten als Dankeschön für die Zeit gebacken. Sowas habe ich bisher nur in ganz teuren Cafés im Schaufenster oder im Fernsehen bei königlichen Festlichkeiten gesehen.
Es war irre witzig, wie alle um die Torten herum schlawenzelten und niemand sich traute, die anzuschneiden. Als ich Richard meinen Respekt und Bewunderung f¨r sein Werk aussprach, stellte sich heraus, dass er ausgebildeter Konditor ist!
Mein Fazit aus diesem Freitag: Ich liebe ausgebildete Konditoren als Kollegen. Davon sollte man immer einen haben. Mindestens.

Samstag, 6. März 2010

Von "backspike", "hoppserve" und blau-gelben Mikasa-Geschossen

Meine allerliebsten Leser, wie schon vor einigen Wochen mal angekündigt komme ich nun endlich mal dazu, wirklich was über meine Volleyball-Mannschaft hier in Halmstad zu schreiben.
Das sind wir, die 2. Damen des IF Halmstad Volley:
Dieses Foto entstand vor ein paar Monaten nach einem Heimspiel, als ich Altländer Apfelkuchen gebacken hatte, den wir nach dem Spiel verzehrt haben und alle total wild auf diesen Kuchen waren. Ist hier nicht so verbreitet, wie ich es aus meinen Mannschaften in Deutschland kenne, das gemeinsame Kuchenessen bei Heimspielen. Aber ich hab's ihnen jetzt beigebracht! :-)

Aber nun mal von Anfang an. Wie bin ich zu dieser Mannschaft gekommen? Nach einigen Wochen in Halmstad habe ich mal in den Sportergebnissen der Zeitung geschaut und gesehen, dass Halmstad Volleyballmannschaften hat. Habe dann im Internet einen Ansprechpartner gefunden und ihn per Mail gefragt, ob ich mal zum Probetraining kommen könnte. Zur gleichen Zeit kam ich beim Mittagessen in der Schule mit einem Kollegen ins Gespräch über meine Hobbies. Als ich Volleyball nannte erzählte er, dass seine Tochter in Halmstad spiele und ob er sie mal fragen soll, ob ich da mittrainieren könnte. Klar doch! Das hab ich dann auch gemacht und war erst etwas zweifelnd, ob ich nicht viel zu schlecht für die Mädels sei, nachdem er mir erzählt hat, an was für krassen Turnieren die schon teilgenommen haben. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Claes, der Trainer, war heilfroh, als er hörte, dass ich Schwedisch kann, denn er hatte große Angst davor gehabt, das Training fortan auf Englisch halten zu müssen.
Ich wurde sehr nett aufgenommen und gleich engagiert. Die Mädels sind fast alle jünger als ich (16-19 sind die meisten), sodass ich mich wirklich wie die Mannschaftsoma fühle - mit 22. Bisher war das in meinen Mannschaften immer umgekehrt, ich war das Küken, deshalb finde ich den Zustand immer noch ungewohnt. Und da sie alle noch zur Schule gehen liegen auch irgendwie Welten zwischen uns, auch wenn der Altersunterschied mit im Schnitt 4 Jahren ja gar nicht so riesig ist. Sie finden's aber alle total spannend mit einer Deutschen im Team und alle versuchen sich beim Training fleißig an deutschen Ausrufen, wobei meist zumindest für mich sehr lustige Dinge zustande kommen. Sie beherrschen jetzt Redewendungen wie "Morgenstund hat Gold im Mund" oder "Der frühe Vogel fängt den Wurm" und wenn wir nach einem Ball zusammengehen, dann wird "Reiswaffel" gerufen. Warum eigentlich gerade "Reiswaffel" und nicht "Weißwurst" oder sowas ist unklar... Beim letzten Spiel hörte ich auf jeden Fall von der Bank einen "Reiswaffel"-Chor, als ich Aufschlag hatte.
Eigentlich hatte ich nicht geplant, auch an den Spielen teilzunehmen, aber als dann klar war, dass ich ein ganzes Jahr bleibe und mich alle ständig fragten, ob ich nicht doch will, hab ich irgendwann ja gesagt und meine schwedische Spiellizenz bekommen. Von dem Zeitpunkt habe ich viele Wochenendtage in Sporthallen verbracht und auf diese Weise Schweden nochmal von der sportkulturellen Seite her besser kennengelernt. Insgesamt bereue ich die Entscheidung keinesfalls, denn wir hatten tolle Spiele, lustige Fahrten, interessante Schiedsrichter und ich habe viel dazugelernt. Wir spielen in der "division 2", das ist quasi die 3. Liga Schwedens. Darüber kommt noch die "diversion 1" und die "elitserie" (entspricht der 1. Bundedliga in D). Das Niveau entspricht aber ungefähr Niedersachsens Bezirks- bis Landesliga, ist aber sehr gemischt. Die Mannschaften im Tabellenkeller können nicht viel, die an der Spitze sind supergut und schlagen fast Löcher in den Hallenboden. Wir haben die Saison jetzt auf dem 3. Tabellenplatz abgeschlossen, was super ist!
Etwas ungewohnt für mich war, dass man hier nie ein Spiel selbst pfeifen muss, sondern dass immer zwei Schiedsrichter angefahren kommen, die dann in ihren modisch fragwürdigen, aber hochoffiziellen Schiedsrichterklamotten das Spiel pfeifen. Nach dem Spiel schüttelt jede Spielerin beiden Schiedsrichtern die Hand und man bedankt sich und sie gratulieren einem oder sagen zumindest "bra spelat" (gut gespielt). Hui, da kommt man sich schon ein bisschen vor wie im Fernsehen!
Ihr fragt euch vielleicht, wie ich denn sprachlich so klargekommen bin. Volleyball-Schwedisch ist ja gewissenermaßen eine Fachsprache, aber ich habe schnell einen Durchblick bekommen und verstehe mittlerweile auch sämtliche Anweisungen, selbst wenn ich nebenbei mit der vollen Dröhnung Roxette beim Aufwärmen beschallt werde und dazu noch "Slang" verwendet wird. Für mich ist es nur generell oft schwierig, diese Umgangssprache von der "Hochsprache" zu unterscheiden, sodass ich mit neuen Wörtern immer erstmal vorsichtig sein muss, wenn der Verwendungsrahmen noch nicht ganz klar für mich ist. :-)
Einige von euch amüsieren sich ja gern über die schwedische Sprache, deshalb gibt's hier mal eine kleine Zusammenstellung wichtiger Volleyball-Vokabeln:

bolla - einspielen (mit dem Ball)
fingerslag - pritschen

baggerslag - baggern

anfalla/smasha - angreifen

backspike - Rückraumangriff

serve - Aufschlag

floatis - Flatteraufschlag

hoppserve - Sprungaufschlag

blocka (oder: blockera) - blocken

mottagning - Annahme

försvar - Abwehr

domare - Schiedsrichter

match - Spiel

Vor ein paar Wochen hatten wir "lagfest" (lag = Mannschaft). Ich hatte die schlimmsten Erwartungen, da ich damit gerechnet hatte, dass das in dem Alter vor allem sinnloses Betrinken bedeuten würde. Aber: Wir haben ganz gemütlich bei Katha zu Hause Pizza gegessen, gequatscht und sowas wie "Tabu" auf Schwedisch gespielt. Das war natürlich eine sprachliche Herausforderung für mich, aber es klappte ganz gut.
Jetzt ist die Saison vorüber, aber für die ganzen jungen Hüpfer stehen noch zahlreiche Jugendauswahlturniere auf dem Programm. Wir trainieren also noch bis Mai zwei Mal wöchentlich weiter in der Halle (die übrigens praktischerweise ungefär 2 Gehminuten von meiner Haustür entfernt liegt) und dann gibt's hoffentlich viel Beachvolleyball. Ich spekuliere ja auf Tylösand, aber da ist's bestimmt gnadenlos überlaufen ab Mai/Juni. Hier in der Stadt gibt's aber auch ein paar Felder.

So viel zum Thema "Merles Internationalisierung in puncto Volleyball". Ich hoffe, dass euch mein kleiner Einblick Spaß gemacht hat!

Sonntag, 28. Februar 2010

Sportferien vorbei - auf zu neuen Taten!

Soeben bin ich per Zug wieder in Halmstad eingefahren, nachdem ich die vergangene "Sportferien"-Woche in Deutschland, zum Teil in Flensburg, zum Teil im Alten Land verbracht habe. Durch viele technische Probleme war die Fahrt heute etwas anstrengend, da alles in die Länge gezogen wurde. Insgesamt war ich von Haustür zu Haustür fast 12 Stunden unterwegs - man kann das aber auch in weniger schaffen. Aber schön ist immer zwischendurch der Fahrtabschnitt auf der Fähre Puttgarden-Rodby, auf die der Zug mit den Autos zusammen drauf fährt, dann alle Passagiere aussteigen müssen, der Zug abgeschlossen wird und man sich an Deck vergnügen kann. Dänen und Schweden stürmen den Duty Free-Shop, den ich immer noch für ziemlich teuer halte, in den Restaurants bilden sich Schlangen, Bierdosen zischen... heute habe ich mich mal 10 Minuten auf's Deck gewagt, da die Temperaturen das ja endlich wieder zulassen und den Rest der Zeit drinnen verbracht, was im Gegensatz zur Hinfahrt am letzten Wochenende total ruhig war. Da platzte nämlich die Fähre fast vor Schweden, die offenbar in den Skiurlaub nach Deutschland unterwegs waren und sich einige Gläschen an Bord gönnten.

In Halmstad liegt lange nicht mehr so viel Schnee wie vor einer Woche. Zur Erinnerung: Da sah es so aus:
Aber im Gegensatz zu Norddeutschland liegt hier noch viel. Allerdings sind die Wege relativ frei und es schmilzt auch hier ordentlich. Die Matsche ist zwar unschön, aber ich find's gut, dass die weiße Pracht sich nun mal verzieht und dem Frühling Platz macht.

Auf der Zugfahrt habe ich mich übrigens wie eine richtige Lehrerin gefühlt, als ich einen Satz Deutsch-Arbeiten meiner 6er korrigiert habe. :-) Da ich die Arbeit auch ganz allein entworfen habe, wollte ich mir die Korrektur nicht nehmen lassen, obwohl Sam eigentlich nicht wollte, dass ich Arbeit mit in die Ferien nehme. Aber man sollte sich ja lieber nicht an völlig arbeitsfreie Ferien gewöhnen. Und außerdem wollte ich ja auch sehen, was sie so gezeigt haben. Ganz Schweden-like habe ich auch den Rotstift in der Tasche gelassen und stattdessen die blaue Tinte gewählt sowie mich bei den Kommentaren ganz doll angestrengt, immer erst was Positives zu schreiben und die Kritik etwas weicher zu verpacken.
Noten gibt's übrigens in der Klassenstufe noch nicht, sondern erst ab Klasse 8. Und dann gibt es keine Ziffern oder Punkte, sondern die Stufen "G"="Godkänd" (ausreichend/befriedigend), "VG"= "Väl Godkänd" (gut) und "MVG"="Mycket Väl Godkänd".
Auch zu dieser Tatsache kann man wieder geteilter Meinung sein. Ich finde, dass Noten in der 8.Klasse zu spät sind und die Schüler eher damit konfrontiert werden sollten. Aber andererseits sind Noten hier selten ein Druckmittel und die Schüler sollen lernen, dass sie nicht für Noten lernen, sondern für sich selbst. Hier würde ich wieder ein bisschen Deutschland und ein bisschen Schweden vermischen wollen - aber das würde wohl kaum funktionieren, da in Deutschland Schulnoten eben einen so hohen Stellenwert haben und die Kinder darauf schon früh gemünzt werden.

Meine Zeit in Deutschland habe ich genossen. Am letzten Samstag bin ich mit Eltern&Schwester nach Flensburg gefahren, wo wir Karstens Wohnung angeschaut haben und anschließend noch die schöne Stadt. Karsten hatte zuvor ein süßes Café entdeckt, das voller verschiedener Porzellan-Kaffeekannen hängt und eine große Auswahl selbstgebackener Torten anbietet. Mit dem Kaffeetrinken dort hat er meiner Mama eine große Freude bereitet! :-)
In den folgenden Tagen haben wir zum einen fleißig die Wohnung hübscher und fertiger gemacht (Möbel, Lampen, Regale etc. kaufen und anbauen), zum anderen versucht, daneben noch ein bisschen Zeit zu finden, in der wir nicht mit Bohrmaschine, Staubsauger und Schutzbrillen ausgestattet waren. Das war schwer, aber ein paar Stunden sind's doch geworden. Zum Beispiel ein Spaziergang zu einem Fischrestaurant im Hafen, wo wir dann leckeren Fisch verspeisten und ich zum Küstennebel-Fan wurde, ein Tag in Kiel (Uni&Ikea) und ein Fußballabend in einer Sportsbar - ich als eine von drei anwesenden Frauen.
Dieses Wochenende war ich dann wieder im Alten Land, um mich noch mit so wundervollen Dingen wie Steuererklärung, Bank- und Versicherungsschriftverkehr zu beschäftigen, aber vor allem um den Geburtstag meines Papas mitzufeiern.

Noch bin ich gedanklich viel zu sehr in Deutschland, aber das wird sich morgen wohl schlagartig ändern, wenn ich in den schwedischen Alltag zurückkehre und vor allem ganz viel Schwedisch spreche. Übrigens habe ich ja vor einigen Wochen etwas Käpt'n Blaubär-mäßig endlich eine Personennummer bekommen und bin jetzt fast eine richtige Schwedin. Denn hat man diese vier letzten Ziffern (eine Personennummer ist aufgebaut aus Geburtsjahr, -monat, -tag plus 4 Ziffern), dann kann man hier alles machen und bekommen. Etwas verspätet bin ich dann in einen Schwedisch-Kurs bei der Erwachsenenbildung in Halmstad eingesteigen, nachdem die sich ja trotz erfolgreichen Einstufungstests seit Herbst weigerten, mich ohne die Nummer in einen Kurs aufzunehmen. Leider sind die 2x2 Unterrichtsstunden pro Woche so dämlich gelegt (vormittags und nachmittags), dass ich einige Klassen ganz aufgeben müsste. Da ich das nicht will, habe ich mich mit dem Lehrer darauf geeinigt, dass ich einmal pro Woche komme und viel zu Hause arbeite und ihm Texte zumaile. Auch wenn der Lehrer ein ganz komischer Kauz ist (Philosoph und Lebenskünstler, der sich gern selbst reden hört und die Zerstreuung in Person darstellt), so genieße ich es, mal wieder selbst Unterricht zu haben und mich zu Hause hinsetzen zu müssen, um Text durchzuarbeiten und Aufgaben zu erledigen. Für mein Schriftschwedisch bringt das auf jeden Fall viel. Bin aber auch noch nicht lang dabei, von daher kann ich noch nicht allzu viel sagen.

Macht's gut, liebe Leser! Ich verspreche, bald wieder neuen Lesestoff zu produzieren - habe ja von einigen zu hören bekommen, dass ich viel zu selten geschrieben habe in der letzten Zeit...

Montag, 15. Februar 2010

Fettisdagen

Während in Karnevals-Deutschland wohl gerade der Bär los ist, ist in Schweden nicht eine Spur von Fasching zu finden. Aber so etwas Ähnliches gibt es doch, wenn auch nicht im Sinne von Verkleiden. Morgen ist nämlich "fettisdag" (Zusammensetzung aus "fet"=Fett und "tisdag"= Dienstag). Und während der Faschingsdienstag in den Karnevalshochburgen der Höhepunkt der Feierei und vor allem der Trinkerei ist, steht hier die Fresserei ganz oben auf der Tagesordnung. Denn am letzten Tag vor der christlichen Fastenzeit sollte der Schwede nochmal ordentlich zuschlagen - gute Idee, wie ich finde. Auch wenn ich eher nicht so der Faster bin, was ja nicht heißt, dass man den "fettisdag" nicht mitmachen kann. :-)

Wie so oft haben die Schweden auch für diesen Tag ein spezielles Backwerk, nämlich "semlor" (Singular: en semla). Dabei handelt es sich um einen Hefeteigballen, der nach dem Backen aufgeschnitten, etwas ausgehöhlt und mit einer Vanillesahne-Marzipan-Creme gefüllt wird. Oben drüber den Puderzucker ("florsocker") nicht vergessen! Ursprünglich wurde dieses Gebäck nur am fettisdag als Nachspeise gegessen, heutzutage auch schon einige Wochen zuvor. Ich durfte z.B. letzte Woche Freitag schon mal einen semla kosten, denn das war der fredagskaka in der Schule! Hmm...

Freitag, 12. Februar 2010

"Risk för snöras, istappar" - man lebt gefährlich!

Letzte Woche wurde in Stockholm eine Frau auf der Strasse bewusstlos geschlagen. Aber nicht etwa von einem gewalttätigen Gangster, sondern vom bösen Schnee. Auch in Halmstad liegt ca. 40cm Schnee und aufgrund permanenter Minusgrade ist von Schmilzen keine Spur. Heute wird das Schuldach mit einer Maschine, die einer überdimensionalen Spülbürste gleicht, vom Schnee befreit.
Viele Gehwege in der Stadt sind mit diesen Schildern abgesperrt, da das Risiko, von einem Riesen-Eiszapfen oder herabstürzenden Schneemassen verletzt zu werden, zu gross ist. Die Kommune hat sogar Personen angestellt, die mit Hebebühnen unterwegs sind und Eiszapfen von den Häusern schlagen. Ein krasser Winter, den Halmstad seit 1987 nicht erlebt hat. Eigentlich mag ich den Winter und ich freu mich über frischen Schnee, der so schön knirscht beim Betreten. Aber irgendwann reicht es einfach. Die Riesenschneeberge an den Strassenrändern nerven langsam, denn man muss sich früh überlegen, wenn man die Strassenseite wechseln will. Die vereisten Wege nerven auch langsam. Ich kann nicht ordentlich joggen. Ich will jetzt Frühling! Aber in Deutschland geht's euch ja nicht anders...

Seit dem letzten Eintrag sind einige Wochen vergangen, in denen ich viel erlebt habe. Deshalb kommt es mir auch so unglaublich vor, dass ich mittlerweile schon 5 Wochen wieder hier bin und in einer Woche bereits wieder nach Deutschland fahre. Hier gibt es in der letzten Februarwoche nämlich eine Woche "Sportferien".

Highlights der letzten Wochen waren zum einen der "friluftsdag", den die Schule anlässlich des vielen Schnees organisiert hat. Wir fuhren nach Oskarström, wo es einen Skihügel und einen als Eisbahn gefluteten Sportplatz gibt und die Schüler sich austoben konnten. Die meisten fuhren Schlitten ("pulka"), während wir Lehrer offiziell die Aufsicht über alles hatten, dieser Aufsichtspflicht aber mal wieder nur sehr schwedisch wenige nachkamen.

Am letzten Wochenende besuchte ich Anne, die als Comenius-Assistentin in Jönköping arbeitet. Dorthin gibt es von Halmstad eine gute und günstige Busverbindung, sodass sich ein Wochenendtrip anbot. Jönköping ist mit 120.000 Einwohnern eine für schwedische Verhältnisse recht grosse Stadt, die an einem der grossen Seen, dem Vättern, liegt. Leider zeigte sich das Wetter nicht von seiner besten Seite, aber ein Spaziergang an der Seepromenade war trotzdem nett.
Neben etwas Sightseeing, z.B. dem Besuch im Streichholzmuseum (sie stammen dorther!), haben wir viel gefeiert, denn Anne wohnt in einem Wohnheim für internationale Studenten und da ist das ja vorprogrammiert. Es war herrlich, mit so vielen verschiedenen Nationalitäten und dadurch viel Englisch, aber manchmal auch Schwedisch und sogar Deutsch. Denn ich habe doch tatsächlich jemanden aus Buxtehude getroffen! Die Welt ist ein Dorf.

Soweit erstmal zu einigen Aktivitäten der letzten Wochen, mehr folgt später, denn jetzt muss ich meinen Bus nach Halmstad kriegen!

Montag, 11. Januar 2010

"God fortsättning!"

... das wünscht man sich in Schweden, wenn man sich zum ersten Mal im neuen Jahr begegnet. Und das wünsche auch ich meinen lieben Lesern auf diesem Wege! Auf ein spannendes 2010!
Für mich bedeutet das erstmal: Mit Schwung in das Abenteuer "Arbeiten&Leben in Schweden - Teil 2". Seit Samstagabend bin ich wieder in Halmstad und wurde hier von Schneemassen und kühlen Temperaturen empfangen, obwohl mir im Dezember noch alle sagten, dass es hier "nie" schneie und immer total warm sei. Pustekuchen!
Aber schön ist's und gewappnet mit langen Unterhosen, Wollsocken und rutschfesten Schuhen ist ein Schneespaziergang am Wasser echt ein Traum. Wenn dazu noch so schön die Sonne scheint, wie sie es in den letzten Tagen tat.

Heute ging die Schule wieder los. "Vårtermin 2010" ist angesagt, "Frühjahrssemester", denn in Schweden erstreckt sich das 1.Halbjahr von August bis Weihnachten, das 2. von Januar bis Juni. Komischerweise bekommen die Schüler ihre Zeugnisse nicht vor den Ferien, sondern erst übernächste Woche. Zuvor müssen sie sich schriftlich selbst einschätzen. An sich ja eine gute Sache, nur denke ich, dass das mal wieder so läuft wie bei allen Gelegenheiten zur Selbsteinschätzung, die ich im Deutschunterricht bisher durchgeführt habe (in Form eines Log-Buches zum Sprachfortschritt): "Ich bin super und muss eigentlich gar nicht mehr in die Schule. Läuft alles top." Das schreiben genau die Schüler, die leider fast nix können... aber ich will das jetzt nicht weiter ausführen.
Ich freue mich aber auf alles, was vor mir liegt und habe einen Sack voller Ideen im Gepäck, von denen hoffentlich viele umgesetzt werden können. Sam, der Deutschlehrer und mein Mentor, sagte mir heute, dass er Angst vor dem nächsten Schuljahr habe, weil die Schüler dann bestimmt alle den Unterricht total langweilig finden werden, weil er einfach nicht so viel Zeit zur Vorbereitung ausgefallenerer Sachen habe. Ich hab ihm versprochen, möglichst oft mal vorbeizuschauen und Material aus Deutschland rüberzumailen. :-)
Höchst erfreut haben mich heute mal wieder meine kleinen Sechstklässler, die offenbar nix vergessen haben und gleich wieder so munter auf Deutsch losgeplappert und neuen Input quasi aufgesogen haben, wie sie es auch vor den Ferien taten. Eine Stunde diese Klasse unterrichten entspricht ungefähr dem Glückshormonschwall einer Tafel Ritter Sport.
Nach drei Wochen fast nur Deutsch sprechen hatte ich etwas Sorge, dass mein Schwedisch gelitten hätte, aber das klappte gleich super und nach einem Sonntagabend bei meiner schwedischen Familie und einem Schultag voller Planung auf Schwedisch würde ich behaupten, dass ich wieder voll eingetaucht bin.

Für alle, die sich fragen, was Karsten jetzt eigentlich macht: Er hat ab 01.02. eine unbefristete Stelle an einem Gymnasium in Flensburg angenommen!

Wir haben in den Feriem fleißig Wohnungen angeschaut und auch eine zwar recht teure, aber große und schöne gefunden, in der problemlos auch ich Platz finde. Leider kann ich beim Umzug nicht dabei sein, aber bin sehr gespannt, wie's im Februar, wenn ich für eine Woche in Deutschland sein werde, dort ausschaut. Einen Raum hab ich mir zum Streichen reserviert, ich hoffe, dass Karsten dran denkt...

Das soll nun erstmal an Updates reichen. Der nächste Eintrag wird bald folgen, dann werde ich Euch mal wieder ein paar meiner beobachteten Sprachwitzigkeiten servieren und mal von meiner Volleyballmannschaft erzählen!