Mittwoch, 23. Dezember 2009

Frohe Weihnachten!

Meine lieben fleißigen Blog-Leser,
ich wünsche Euch ein gesegnetes Weihnachtsfest und anschließend einen guten Start ins Jahr 2010! Dann geht es auch weiter mit hoffentlich vielen Erlebnis-Berichten von "Merle in Schweden - Part 2". Denn bis zum berühmten Midsommarfest und vielleicht sogar noch etwas länger werde ich im wunderschönen Land der Krimi- und Kinderbuchautoren, Köttbullar (sprich: Sch, nicht K!) und gesalzenen Butter verweilen, arbeiten, leben und viel entdecken!
Noch kurz zu den letzten Wochen:
Karsten ist am 3. Adventswochenende bei mir in Halmstad angekommen und es war unglaublich toll, ihn endlich wieder in die Arme zu schließen. Er hat dann eine Woche mit mir dort verbracht, war mit in der Schule, war mit auf Tildas 7. Geburtstag (mit Singen!) und ich habe ihm viele meiner Lieblingsplätze in Halmstad und Umgebung gezeigt. Ich hoffe, dass es ihm so gut gefallen hat, dass er wiederkommt...
Freitagabend hatten wir zwei meiner Kollegen samt Anhang zur Feuerzangenbowle eingeladen. Dieses Getränk ist den Schweden absolut unbekannt und es war faszinierend zu sehen, wie erwachsene Schweden ihre Handys zückten und Filme von dem brennenden Zuckerhut machten. Daran werden sie sich wohl noch lange erinnern. :-)
Samstag sind wir dann Richtung Kopenhagen aufgebrochen, wo wir eine Zwischenübernachtung eingeplant hatten. Bei eisiger Kälte und einem Hostel voller Klimagipfeldemonstranten. Den Abend verbrachten wir im Tivoli und waren von den gepfefferten Preisen beeindruckt. Aber da muss man ja mal gewesen sein und Blinzeln hilft manchmal. Und bis auf die Vollheit war es schon hübsch anzusehen. Sonntag ging es dann über Flensburg Richtung Heimat. Nun heißt es: Weihnachtsferien im Alten Land genießen, Familie und Freunde wiedersehen.
Vielleicht und hoffentlich sehe ich auch viele von Euch Lesern?! Schön wär's!

Mittwoch, 9. Dezember 2009

Weihnachtsfreude

Hej liebe Leser, Zeit, mal wieder neuen Lesestoff für Euch bereitzustellen!

Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. Weihnachten steht vor der Tür. Halmstad ist sehr schön beleuchtet. In den Kirchen gibt es fast täglich schöne Weihnachtskonzerte. In der Schule hört man den Chor Weihnachtslieder üben. Im Lehrerzimmer haben wir sogar einen Tannenbaum. Mit meinen 6.-Klässlern übe ich fleissig "In der Weihnachtsbäckerei" und freue mich über die grandiose Aussprache, die sie haben. Jeden Tag öffne ich meinen Adventskalender und freue mich deshalb richtig auf's Aufstehen. Ganz schön dunkel ist's hier mittlerweile, hell wird's erst so gegen halb 9 und um halb 4 ist's schon ziemlich dunkel. Zwar kein grosser Unterschied zu den norddeutschen Lichtverhältnissen, aber ein bisschen merkt man's schon.
Mit meiner schwedischen Familie habe ich schon DAS schwedische Weihnachtsgebäck gebacken: Lussekatter. Neben den traditionellen Pepparkakor das absolute Muss. Man stellt einen Hefeteig mit Safran her, legt dann s-förmige Kringel und dekoriert diese mit zwei Rosinen. Duft: unbeschreiblich gut. Geschmack unbeschreiblich lecker, vor allem wenn frisch aus dem Ofen.

Am 13.12. feiern die Schweden Lucia, das Lichterfest. Hintergrundinfos siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Luciafest Kinder gehen wie bei uns am Silvestermorgen, allerdings als Lucia verkleidet, herum und singen an Haustüren. Selma und Tilda haben schon einen Besuch bei mir angekündigt. Wie so oft haben die Schweden auch dafür ein eigenes Verb: Man lussar.

Was die Schweden nicht kennen ist der Nikolaustag. Ich habe deshalb für die Lehrer eine kleine Nikolaus-Aktion gestartet - sie mussten Schuhe putzen und im Lehrerzimmer abstellen und sollten mal probieren, ob die deutsche Tradition auch hier funktioniert. Und sie hat funktioniert. Der Nikolaus hat wohl auch einen Schlüssel für schwedische Schulen, unfassbar.

Unfassbar ist auch, dass nun endlich bald die lange Karsten-Abstinenz vorbei ist, denn HEUTE ist er auf deutschem Boden gelandet! Hui, wie ich mich freu. Samstag wird er dann endlich hier in Halmstad sein und ich kann ihm endlich mein Leben hier zeigen. Platze fast vor Vorfreude.

Eine Geschichte der letzten Woche muss ich noch erzählen. Ein Schiff der Reederei SAL aus Steinkirchen, wo mein Cousin Helge arbeitet, war witzigerweise in Halmstad, um hier mit ein paar Kränen beladen zu werden. Zuvor hatte noch nie eines ihrer Schiffe Halmstad angesteuert und es war wirklich ein Zufall, dass es gerade jetzt, wo ich hier lebe, der Fall war! Helge hatte organisiert, dass ich dem Schiff und dem Kapitän einen Besuch abstatten konnte und sogar Ulrika und die beiden Kinder durften mit. So machten wir uns auf den spannenden Weg in das Hafengebiet und fühlten uns wie im Film. Erst an einem grossen Tor klingeln, dem Agenten erklären, was wir wollen, er überprüfte unsere Ausweise (seit dem 11. September 2001 darf nicht mehr jeder in den Hafen) und dann fuhr er mit dem Auto vorweg, um uns den Weg zum Schiff zu zeigen. Aufregend! An Bord zeigte uns dann ein netter Philipino die Brücke und alle anderen wichtigen Räume. Der Koch war ganz begeistert von dem Smalltalk über schwedisches Essen und anschliessend haben wir noch mit dem Kapitän und Kaffee getrunken. Ein paar Tage später konnte man sogar in der regionalen Presse ("Hallandsposten") über die Wilma lesen:

Donnerstag, 26. November 2009

Mission "svininfluensa-vaccination"



Svininfluensan, die Schweinegrippe, ist in den schwedischen Medien und auch überall sonst Thema Nr.1. Ständig fragen sich Schweden, ob sie schon geimpft worden sind (vaccination = Impfung). Man spricht über Schlangen in den "Medizinzentralen", die es in jedem Bezirk gibt. Man diskutiert über die Risiken einer Impfung, aber auch einer Nicht-Impfung. Die Infiziertenzahl steigt in den letzten Wochen aber wirklich drastisch. Alle Schüler werden an den Schulen von den Schulkrankenschwestern geimpft, um die anderen Impfstellen zu entlasten. Deshalb fehlten in den letzten Wochen oft mal 10 Schüler pro Klasse, da sie die Spritze bekamen und danach noch eine halbe Stunde sitzen bleiben mussten. Bislang sind laut der größten Tageszeitung des Landes (Dagens Nyheter) 40% aller Schweden geimpft. Die Massenimpfung läuft in einer vorgegebenen Reihenfolge nach Risikogruppen ab, diese Woche alle U25.
15 Todesfälle gibt's bisher. Und im Vergleich zu der geringen Gesamtbevölkerung von 9 Millionen gibt's viele Erkrankte.Eigentlich hatte ich mir überlegt, auf die Impfung zu verzichten, nachdem ich im Sommer als Vorbereitung auf Nicaragua schon so viele Antikörper in meine Blutbahn gejagt hab. Aber so langsam wurde mir echt komisch zu Mute, da ich ja auch jeden Tag so viele Kinder um mich herum habe und in meiner Volleyballmannschaft sogar eine die Schweinegrippe hatte. Deshalb hab ich gestern mal nachgefragt, ob ich überhaupt eine Impfung bekomme, da ich keine schwedische Mitbürgerin bin und bislang keine Personennummer hat, die man meist benötigt. Ich bekam eine sehr freundliche "Einladung", dass ich herzlich Willkommen sei, da das Land daran interessiert sei, möglichst alle, die hier leben, zu impfen, um die Ansteckungsquote zu verringern. Der erste Versuch scheiterte aber dennoch, da ich 10 Minten zu spät kam, denn der Impfstoff war gerade ausgegangen.
Heute 2. Versuch. Als ich die Schlange sah, wollte ich erst wieder umdrehen. Denn das war echt nicht schön. Hier mal ein Zeitungsfoto, damit ihr euch das ungefähr vorstellen könnt:

Aber ich hab mich tatsächlich angestellt. Musste dann so eine Gesundheitserklärung ("hälsodeklaration") ausfüllen, 1,5 Stunden in einer Riesenschlange warten und irgendwann hörte ich dann endlich meinen Namen, sehr lustig ausgesprochen. Ein Pieks, ein Pflaster, kurze Information über zu erwartende Armschmerzen und leichtes Fieber.
Jetzt bin ich also gewappnet gegen die böse Schweinegrippe und werde dieses Massenimpferlebnis sicherlich nicht so schnell vergessen!

Dienstag, 24. November 2009

Es adventskalendert sehr

Adventskalender heißt auf Schwedisch ganz unspektakulär auch "adventskalender" oder "julkalender" ("jul"= Weihnachten). Die Tradition ist hier zwar bekannt, jedoch nicht so stark gepflegt, wie ich es aus Deutschland kenne. Vielleicht liegt das aber auch eher an meiner eigenen Adventskalendererfahrung - alle, die mich kennen, wissen, wie sehr ich das liebe!
Meine Family hatte mir bei ihrem Besuch im Oktober schon den jährlichen Adventskalender-Elch mitgebracht, der bisher aber noch im Schrank gefangen lebte. Nun habe ich ihn in die Freiheit entlassen und er hat sich einen netten Platz an der Wand gesucht. Dabei hat sich doch glatt noch eine Lichterkette in seinem Geweih verfangen, das muss an den vielen Paketen liegen, die daran hängen.



Aber das ist noch nicht die ganze Adventskalenderei. Als ich gestern nach einem langen Schultag ganz schön müde nach Hause kam erwartete mich dort ein Päckchen, riesengroß! Und darin befand sich ein Original Hannover-Adventskalender von Anke (Fachsprachenzentrum Uni Hannover). Was hab ich mich gefreut... TACK!



Jetzt kann sie also so richtig starten, die Weihnachtszeit. Um meine fleißigen Blog-Leser mal wieder mit ein paar schwedischen Vokabeln zu versorgen, hier eine kleine Auswahl rund um die schönste Zeit des Jahres:

pepparkakor - Pfefferkuchen
jultomte - Weihnachtsmann
julklappar - Weihnachtsgeschenke
julgran - Weihnachtsbaum
glögg - Glühwein
ängel - Engel
stjärna - Stern
God jul! - Frohe Weihnachten!

Mittwoch, 11. November 2009

25 COMENIUS-Assistenten in Stockholm



Am 5. und 6. November trafen wir uns alle in Stockholm zu einem zweitägigen "Induction Meeting for COMENIUS-assistants 2009/2010". Wir alle, das bedeutet: Leute aus Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Holland, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei. Denn am Comenius-Programm nehmen alle EU-Länder teil. Und so waren wir eine bunte Gruppe unterschiedlicher Heimatländer, Kulturen und Sprachen, aber irgendwie doch alle gleich, da Europäer. Wir arbeiten über ganz Schweden verteilt, einer sogar nördlich vom Polarkreis. Da ist das Leben wirklich krass anders, dagegen ist der Unterschied Jork/Hannover und Halmstad quasi nix.
Die "Meeting-Sprache" war Englisch, da wir dessen alle mächtig sind. Es war großartig und ich habe es unglaublich genossen. Wir haben in einem schicken Hotel getagt, wo wir allerfeinst versorgt worden sind.


Mittagessen im Hotel

Wir haben viel von- und miteinander gelernt, haben uns ausgiebig über bisherige Erfahrungen mit Schule&Kultur ausgetauscht und dabei viele gemeinsame Eindrücke entdeckt, die natürlich meist durch die "Heimatkultur" bedingt sind. So empfinden die Italiener die Schweden als unglaublich zurückhaltend, unpersönlich und leise, wir Deutschen suchen vergebens nach der Diskussionsmentalität... Superinteressant war auch ein ausgiebigr Vergleich des schwedischen Schulsystems mit unseren ganzen anderen Schulsystemen. Dadurch hat man viel über die Systeme der anderen vertretenen Länder gelernt und wir haben resümiert, dass Schweden bezüglich Freiheiten der Schüler wirklich eine Ausnahme bildet (Du kannst grad nicht mitarbeiten, weil Du Dich nicht konzentrieren kannst? Ok, kein Problem, dann geh erstmal raus!)
Und an die scheinbare völlige Kritiklosigkeit in schwedischen Schulen mussten wir uns alle erstmal gewöhnen. Vor allem in Deutschland ist der Rotstift und klare Ansagen, wenn etwas schlecht war, ja die Regel.
Das Tolle an Leben im Ausland ist ja, dass einem dadurch so etwas erst bewusst wird und man viele Dinge aus seinem Heimatland mehr schätzt, vieles aber auch plötzlich ganz anders sieht. Unsere deutsche Kritikkultur finde ich im Prinzip nicht schlecht, denn ich kann nicht nach einem grottenschlechten, vorgelesenen Referat die Schüler in den Himmel loben und finde diese Reaktion auch nicht weiterführend für die Schüler. Aber mittlerweile denke ich, dass man Kritik oft etwas andern verpacken kann. Wenn die kleine Mathilda z.B. schreibt: "Ich bin 11 Jahre ald und ich wohne aus Trönninge." Dann kann man sagen: "Das ist gut, ABER richtig heißt das ...". Aber man kann auch sagen: "Du kannst Dir ein paar Wörter nochmal genau anschauen, ABER insgesamt ist das super." Der Unterschied ist, dass in Fall 1 die Schüler die Motivation verlieren, weil die Kritik am Ende kommt und das zunächst positive Feedback die Kellertreppe runterschmeißt. In Fall 2 hat Mathilda ein gutes Gefühl, denn sie behält im Kopf, dass sie etwas Gutes geschrieben hat. Sie hat Lust, weiterzuschreiben. Und ich finde, dass es wichtiger ist, dass die Schüler überhaupt sprechen und schreiben, als dass sie sich gar nicht trauen, weil sie Angst vor Fehlern haben.

Unser Programm ging immer bis nachmittags, sodass wir anschließend noch viel Zeit für Sightseeing und Kneipenabende hatten. Leider regnete es fast durchgehend und ich bin echt froh, dass ich das schöne Stockholm schon zwei Mal vorher im Sonnenschein gesehen habe, denn das ist es noch viel schöner. Zum Abschluss bekamen wir Freitag noch eine tolle Führung im Stadshuset - absolut empfehlenswert für alle, die demnächst mal nach Stockholm wollen! Im "Blauen Saal" findet jährlich am 10.Dezember das Nobelpreis-Dinner statt. Cooles Gefühl, in dem Saal zu stehen, die große Steintreppe runterzugehen, die in einem Monat die ganzen Preisträger herunterschreiten!

Hier noch ein paar weitere Impressionen:


Gamla Stan


Glückliche Comenius-Assistenten in Gamla Stan


Der erste Glögg&Pepparkaka des Jahres


Skål!

Am Samstag haben wir uns mit einer kleineren Gruppe noch das Moderne Museum mit der dali-Ausstellung angeschaut. Danach habe ich mich mit Charlotte getroffen, die ich aus meinen Schwedisch-Kursen in Hannover kenne. Jetzt studiert sie an der Uni Stockholm. Wir haben einen Riesenspaziergang auf der Insel Djurgården gemacht, von der man bei schönerem Wetter einen tollen Blick auf die Stadt gehabt hätte. Aber auch so war's sehr schön. Vor allem auch das Café, in das wir eingekehrt sind.

Ein wenig schade ist, dass wir in Schweden arbeitenden Assistenten uns erst jetzt kennengelernt haben. Da viele nur bis Weihnachten bleiben, haben wir nicht mehr viel zeit, um uns gegenseitig zu besuchen. Aber mit einigen wird man das wohl dennoch hinkriegen, hoffentlich.

Fazit: Großartige 4 Tage im Venedig des Nordens, die mir noch lange in positiver Erinnerung bleiben werden. Viele neue Menschen kennengelernt, Kontakte geknüpft und dazugelernt. Mit all dem und einem Koffer voller Ideen für die weitere Assistenzzeit bin ich wieder nach Halmstad zurückgekehrt. Der Helligkeitsunterschied macht sich bei der Distanz übrigens schon ziemlich bemerkbar: In Stockholm war's um 16h stockfinster, während hier noch eine halbe Stunde länger Licht ist.

Wenn Du in Schweden hast nasse Schuhe ...

...dann behalte die Ruhe
und geh einfach in den Supermarkt,
dort kauf Dir diesen Wunderapparat:

Sonntag, 1. November 2009

Taka-Tuka-Land? Nein...

... das kann wohl rein geographisch betrachtet eher Karsten bereisen. Ich habe in der vergangenen Woche aber viel vom Heimatland der geschätzten Frau Lindgren zu sehen bekommen!

1. Malmö


Dorthin führte mich ein Tagesausflug am leider verregneten Montag. Leider schüttete es wirklich ununterbrochen, aber das konnte Malmös Charme nur bedingt beeinträchtigen. Eine wunderschöne Stadt, die mir aber - vermutlich aufgrund ihrer Lage an der Öresundbrücke rüber nach Dänemark irgendwie gar nicht so richtig schwedisch vorkam, sondern einfach international. Man hörte viel Dänisch, aber auch viel Englisch und natürlich auch Schwedisch, allerdings bezeichnen viele Sch
weden dieses Schwedisch als "Fremdsprache", denn Malmö liegt in der Region Skåne, wo man "skånska" spricht, einen sehr krassen Dialekt. Für mich auch oft noch eine große Verständnis-Herausforderung.
Die Stadt ist mit ihren ca. 250.000 Einwohnern (3.größte Stadt Schwedens) nicht zu riesig und wirkt gemütlich.
Viele hübsche alte Gebäude,
aber auch der krasse moderne Gegensatz, wenn man sich Richtung Hafen begibt, dort ragt z. B. der "Turning Torso", das mit 190m höchste Gebäude Skandinaviens, hervor. "Seine Besonderheit ist die sich um 90 Grad zur Spitze hin drehende Fassade." (vgl. Wikipedia: Ich studier ja grad nicht, dann darf man Wikipedia zitieren!) Hier leider etwas schlecht zu erkennen, da das Wetter wie gesagt bähhhh war. Nach einem Sightseeing-Spaziergang habe ich das "Malmö-huset" besucht, eigentlich das Schloss, welches aber ein Museum mit verschiedenen Themen beherbergt. Sehr zu empfehlen, da sehr günstig&gleichzeitig superviel zu bieten. Wusstet ihr z. B., dass im Mittelalter Frisöre Operationen durchgeführt haben? Sowas hab ich u.a. gelernt... Nachmittags ist dann Morten aus Lund (gleich um die Ecke) gekommen, wir haben uns kurz eine Kirche angeschaut, die noch auf meinem Anguckprogramm stand und haben uns dann noch über dieses Riesenrad (auf Schwedisch übrigens "Pariser hjul") in der City gefreut, das nämlich einen total günstigen Studentenpreis von NUR 75 Kronen anpries (ca. 7,50€). Das ist natürlich wirklich UNFASSBAR günstig und man sollte sich wirklich zwei Mal überlegen, ob man sich dieses Schnäppchen entgehen lassen sollte. :-) Statt diese günstige Gelegenheit zu ergreifen haben wir uns aber lieber ein nettes Café gesucht und dort ausgiebig geplaudert, über erlebte schwedische Besonderheiten gelacht und somit war's gar nicht schlimm, dass es nur geregnet hat! Abends ging's dann zurück nach Halmstad, wo mir am Bahnhof noch diese "tyska bageriet" Spaß bereitete. Im Angebot: Grillhaxn, Hähnchenkeulen, Leberkäse...2. Göteborg

...stand Donnerstag auf dem Programm.
Ebenfalls etwas Sightseeing, Bummel durch mein Lieblingsviertel "Haga" (unglaublich gemütlich, Holzhäuser, viele junge Leute, viele süße Lädchen und Cafés) und Flair genießen. In der Stadt waren die fleißigen Menschen übrigens schon damit beschäftigt, Weihnachtsbeleuchtung zu befestigen - soll superschön sein ab Ende November. Freu mich schon auf meinen nächsten Besuch dort, dann mit Weihnachtsshopping! Nachmittags ging's dann mit dem Bus Richtung Lilla Varholmen zum Fähranleger.3. Björkö, Hönö, Öckerö im Göteborger Schärengarten

Dorthin ging's dann mit einer dieser gelben Fähren. Zu der Fähre gleich 'ne die Insel charakterisierende Geschichte: Eine Frau geht als Fußgängerin mit vollen Einkaufstüten auf die Fähre und guckt kurz vor Erreichen der Insel die Autos auf der Fähre durch und klopft dann an eine Tür, wo sie dann jemanden begrüßt, fragt, ob sie kurz mitfahren kann und einsteigt. Denn man kennt sich halt bei so einer kleinen, geschlossenen Gesellschaft.
Wunderschön ist's dort, aber irgendwie fahren Touristen dort nur in den Sommermonaten hin, denn zwischen September und Mai verirren sich nur selten "Auswärtige" auf die Inselchen, wie ich mir sagen lassen habe.
Ich war also eine kleine Sensation und mein Auftauchen dort war wohl Inselthema Nr. 1 bei dem abendlichen Kirchentreffen. Krasses Leben dort, die meisten fahren jeden Tag mit der kostenlosen Autofähre rüber auf's Festland (nur ca. 10 Min.), jeder kennt jeden und außer einem kleinen Lebensmitelladen gibt's auf Björkö, wo ich übernachtet habe, nix. Aber wunderschöne Natur und ich konnte mich kaum satt sehen an den Felsen, die vom Eis geformt wurden, den bunten Laubbäumen, dem Blick auf die ganzen anderen kleinen Inselchen mit bunten Holzhäusern.Leider gefiel meinem einen Fuß das viele Rumwandern nicht so gut, denn die Ferse schmerzte irgendwann so doll, dass ich mich nur noch leicht humpelnd fortbewegen konnte. Deshalb gab's einen Leseabend in der von mir allein bewohnten Jugendherberge - etwas gruselig. Am nächsten Tag war der Fuß nicht viel besser, aber ich hab eine Lauftechnik entwickelt, bei der es erträglich war. So fuhr ich noch auf die Nachbarinseln Hönö und Öckerö, wanderte dort umher, genoss die Sonne und klare Luft. Nachmittags fuhr ich zurück in die Stadt (Göteborg) und verbrachte dort den Rest des Tages hauptsächlich sitzend bei Kakao und der weltbesten Kanelbullar (Zimtschnecke), die ich bisher gegessen hab. Aber ein wenig rumgelaufen bin ich auch noch, doch irgendwann war ich nur noch genervt von dem doofen Fuß und war echt froh, als ich dann spätabends im Zug saß (hatte ich vorher so gebucht) und wieder in Halmstad war.

Eine erlebnisreiche Woche liegt hinter mir, mit vielen spannenden Eindrücken und Erfahrungen, viel Stadttrubel, aber auch viel Naturruhe. Der Fuß ist mittlerweile wieder besser, zum Glück. Werd mir demnächst neue Wanderschuhe kaufen, vielleicht lag's auch an denen, aber eigentlich sind ja eingelaufene Schuhe besser und das sind meine alten nun wirklich...

Nächste Woche geht's schon weiter mit dem Reisen, denn am 5. und 6.11. ist Comenius-Assistententreffen in Stockholm. Deshalb ist die kommende Schulwoche für mich nur 2 Tage lang, denn ich fahr schon am Mittwoch (4.11.) hoch. Dauert von hier knapp 5 Stunden mit dem X2000-Neigezug, der Stieg Larsson-Lesern sehr bekannt vorkommen müsste. Ich werde mich also wie Mikael Blomkvist oder Annika Giannini fühlen, wenn ich in Göteborg in diesen Zug und in Stockholm wieder aussteige! Mehr von dieser Reise dann beim nächsten Eintrag!

Sonntag, 25. Oktober 2009

Ein Schloss am Wörthersee...

Viele Leser mögen sich jetzt über den Titel des neuen Eintrags wundern und ich kann Euch beruhigen: Unser neuer Plan ist jetzt nicht ein Schloss am Wörthersee, in dem wir dann unsere eigene Schule aufmachen. Und ich hab auch keine Rolle in einer Neuauflage der Fernsehserie. In der letzten Schulwoche musste ich nur sehr schmunzeln, als Sam, mein "Deutschlehrerkollege", der aber eigentlich Amerikaner ist und 1975 der Liebe wegen nach Schweden gezogen ist, mich plötzlich fragte, ob ich die Fernsehsendung "Ein Schloss am Wörthersee" noch kennen würde. Wow, dachte ich, unsere hochkarätigen deutschen TV-Schlager haben ihren Erfolg sogar nach Schweden geschleudert! Wir kamen auf das Thema, weil ich mit der 8. Klasse gerade ein Landeskunde-Projekt durchführe, bei dem die Schüler in Kleingruppen verschiedene Regionen/Produkte/Persönlichkeiten aus den DACH (Deutschland/Österreich/Schweiz)-Ländern vorstellen. Zwei Mädels haben sich den Wörthersee vorgeknöpft. Die Jungs haben sich völlig klischeegemäß auf die deutschen Autoriesen Mercedes und BMW gestürzt. Zu meiner großen Freude konnte sich aber auch eine Gruppe für das Thema "Hamburger Hafen" erwärmen, wobei ich immer Heimatgefühle bekomme, wenn ich deren Bildschirm bei der Arbeit betrachte. Ihr merkt also: Ich tue mein Bestes, um Land&Sprache hier zu vertreten und ein wenig Appetit auf mehr Land&Sprache zu machen.

Am letzten Wochenende hatte ich Besuch von meiner Familie und wir hatten drei tolle Tage zusammen. Es war ihr erster Schweden-Besuch und ich hoffe, dass ich es ihnen so schmackhaft machen konnte, dass sie nochmal wiederkommen und vielleicht bald sogar mal einen Bayern-Urlaub gegen eine Woche Holzhaus am See mit eigenem Badesteg und Blaubeeren tauschen? Wir haben hier sehr viel angeschaut, sind am Meer entlang spaziert, haben lecker gespeist und sie konnten sogar meine "schwedische Familie" kennenlernen, da die uns Samstagabend zu sich eingeladen hatten. Sprachlich gab das einen "großen gemischten Salat" aus Schwedisch, Plattdeutsch, Englisch und Hochdeutsch, in dem ich meistens die Dolmetscherfunktion übernahm. Toll war zu sehen, dass die Kinder auch ohne gemeinsame Sprache (Selma und Tilda haben in der Schule noch kein Englisch) wunderbar miteinander klar kamen. Direkt nach dem Essen verschwanden sie im Spielzimmer. Selma und Tilda hatten dann am Montag beide einen Apfel aus dem Alten Land mit in der Schule, der für schwedische Verhältnisse quasi eine Bowlingkugel war und ihre Klassenkameraden wollten ihn alle einmal anfassen und kontrollieren, ob der echt sei. :-)

Am Freitag hatten wir Personalfest mit Halloween-Motto. Die verschiedenen Lehrer-Arbeitsgruppen organisieren reihum jedes Semester so ein Fest. Es war alles großartig dekoriert, wir haben lustige Spiele gespielt und allerfeinste Delikatessen zu uns genommen wie z.B. Krabben, Krebse, Lachs und Daim-Torte. Und typisch schwedisch hat natürlich jeder auf seinem Teller ein paar Liederzettel vorgefunden, welche dann immer mal wieder angestimmt wurden und im Anschluss ein lautes "Skål" erklang. Sehr lustig!

Nun sind eine Woche Herbstferien - für die Schüler, denn die Lehrer arbeiten von Montag bis Mittwoch. Also nix hier wie in Niedersachsen mit 14 Tagen Ferien! Ich kann eigentlich die ganze Woche frei nehmen, werde aber am Dienstag hinfahren, um ein bisschen den Diskussionen um die neuen Lehrpläne (ab 2011 wird hier alles anders!) zu lauschen, Unterricht vorzubereiten und mit ein paar Lehrern über Projekte bis Weihnachten zu sprechen. Ansonsten geht's weiter mit meiner Schweden-Erkundung: Morgen fahre ich nach Malmö (ca. 90 Min. mit dem Zug) und Mittwoch geht's auf die Insel Björkö im Göteborger Schärengarten, wo ich ein bisschen die schöne Schärenlandschaft mit Meerblick erwandern werde. Im Gepäck sind also Wanderschuhe und ein guter Schwedenkrimi - hui, wie ich mich freu auf die zwei Tage Natur pur!

Eine lustige Geschichte von gestern gibt's noch: Ich habe eine Paket-Benachrichtigung im Briefkasten gehabt. Mittags wollte ich das Paket dann bei der nächsten Poststelle ca. 500m von hier abholen, bei der ich das immer mache. Wie überall in Schweden muss man dort Nummern ziehen, wenn man bedient werden will. Und man sollte dort nicht Samstagmittag hingehen, denn dann kaufen sich alle Schweden Snus, geben ihre Lotto-Tippscheine ab oder verschicken komplizierte Post (ist alles an einem Tresen dort). Nach 25 Minuten Wartezeit leuchtete dann endlich meine Nummer, nur leider war mein Paket fälschlicherweise nicht dort hinterlegt worden, sondern an einer Tankstelle am anderen Ende der Stadt. Draußen goss es in Strömen. Aber ich war so gespannt, was das für ein Paket sei, dass ich mich auf den Weg dorthin machte und dann nach ca. 1,5h nass, aber glücklich wieder zu Hause war. Denn das Paket beinhaltete folgende feine Sachen:
Danke nochmal, Sina&Anke, für diese Vorweihnachtszeitversüßungen und die lieben Worte! Jetzt denkt Helge bestimmt wieder, dass ich nur am Essen bin. Keine Angst: Ich werde es mir aufteilen und auch was abgeben, aber nur an nette Kollegen und fleißige Schüler. :-)

Sonntag, 18. Oktober 2009

Planänderung

Es gibt große Neuigkeiten, die ich auch allen fleißigen Blog-Lesern nicht vorenthalten möchte:
Karsten hat sich nach langen Überlegungen und langen Gesprächen mit netten Kollegen und mir zur Kündigung an der deutschen Schule in Nicaragua entschlossen. Dafür sind recht viele Gründe verantwortlich, die ich Euch gern mal alle erkläre, aber das würde diesen Eintrag sprengen. Wesentlich ist das Argument, dass die Arbeitsbedingungen an der Schule einfach grottenschlecht sind, Karsten nicht das Gefühl hat, dass sich daran noch was ändern wird und wir Angst haben, dass wir ab Januar dann ständig beide nach Feierabend zusammen hocken und uns gegenseitig nur darüber auskotzen und uns vermutlich noch deshalb in die Haare kriegen. Und das ist es uns nicht wert, dass wir daran kaputt gehen. 2 Jahre sind eine zu lange Zeit, um sie total unglücklich zu verbringen. Er wird dieses Schuljahr (also offiziell bis 31.12., wobei aber ab 6.12. Ferien sind) noch zu Ende arbeiten und was dann kommt, wird sich hoffentlich in den nächsten Wochen klären.
Ich für meinen Teil kann sagen, dass sich bei mir recht schnell geklärt hat, was "Plan B" ab Januar sein wird - eigentlich mein "Plan A", denn nachdem es mir hier nun so gut gefällt, wäre ich sehr unglücklich gewesen, mein Leben und Arbeiten hier in Schweden schon am 19.12. zu beenden. Es konnte schnell geklärt werden, dass die EU gegen eine Verlängerung meiner Assistenzzeit nichts einzuwenden hat und somit genügte ein Fax mit der Einverständniserklärung meiner Schule, um einen Zusatzvertrag zu bekommen und meinen Job hier bis offiziell 14.Juni 2010 zu verlängern.
Sämtliche Ausreden, warum ihr es nicht schafft, mich hier zu besuchen, sind nun also futsch - ich gebe euch weitere 6 Monate!
Jetzt seid ihr upgedatet... Reaktionen per Mail nehme ich übrigens gern entgegen. Oder auch per Skype: Call on "apfelmerle"! :-)

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Kurz-"Urlaub" in Norwegen

***Jetzt sind auch die Oslo-Fotos online, siehe Link links!***

Wie man gerade in den Medien lesen konnte, ist Norwegen laut UNDP das Land mit der höchsten Lebensqualität. Nach meinem 4-tägigen Aufenthalt dort kann ich verstehen, dass man sich dort sehr wohl fühlt. Bin zwar weiter absoluter Schweden-Fan, aber nun kommt Norge, wie man in der Landessprache sagt, gleich auf Platz 2. Gründe: Unglaublich beeindruckende, wunderschöne und vielfältige Natur; eine hübsche Hauptstadt; nette Menschen; Gaumenfreuden wie lefse (wie dünne Pfannkuchen aus Mehl&Kartoffeln), brunost (Karamellkäse) und mit Schokolade überzogene Mais-Chips.
All diese Beobachtungen&Erfahrungen konnte ich vergangenes Wochenende sammeln, denn ich habe Björn und Kjersti in Oslo besucht. Schon Donnerstag früh stieg ich in den Bus Richtung Oslo. In Schweden gibt es ein gutes Fernbusnetz und man kann häufig supergünstig an verschiedenste Ziele kommen - auch außerhalb Schwedens. So bin ich für unglaubliche ca. 37€ hin und zurück gekommen! Die ca. 5-stündige Fahrt habe ich sehr entspannt mit Lesen, Musik hören oder einfach aus dem Fenster Schauen verbracht, denn schon während der Fahrt gab es wunderbare Landschaftseindrücke: Krasse Brücken, gemütliche Seen, felsige Küstenabschnitte, Wasserfälle... Als wir dann den Oslo-Fjord erreichten habe ich eine richtige Gänsehaut bekommen, weil's einfach so beeindruckend war - das muss man mal gesehen haben. Glitzerndes Fjord-Wasser, kleine felsige Inseln mit roten Holzhäusern, eisblauer Himmel und im Hintergrund Oslo und Hügelketten.
Nachmittags bin ich ein wenig durch die Stadt gebummelt und habe vom Dach des modernen Operngebäudes die Aussicht und das tolle Wetter genossen - sonnig aber eisig kalt, nur ca. 2°.
Hier sieht man einen Teil des Eingangsbereiches der Oper und das Lichtspiel, da das ganze Gebäude schneeweiß ist und dadurch extrem reflektiert.
Gegen 16Uhr hat Kjersti mich eingesammelt und wir sind in deren irre gemütliche Wohnung gefahren, wo wir bei leckerem Möhrenkuchen mit Tee erstmal ausgiebig geplaudert haben. Als auch Björn Feierabend hatte wurde zusammen gekocht: Selbstgemachte Hamburger mit selbstgemachten Pommes. Sehr lecker.
Den Freitag nutzte ich für sportliches Sightseeing auf dem Mountainbike. Björn nahm mich morgens mit bis zur Uni und dann bin ich viel rumgeradelt und habe u.a. den Vigelandpark mit sehr vielen Menschenstatuen aus Stein (hier ein Foto der riesigen Skulptur auf einer Anhöhe),die Festung, den Nobel-Stadtteil Aker Brygge, das Schloss und natürlich die Hauptstraßen mit Geschäften im Zentrum angeschaut. Nachmittags sind wir gemeinsam dick eingemummelt, denn es wurde immer kälter, auf den Holmenkollen gefahren. Dort galt es den Skisprungschanzen-Neubau zu bestaunen, der grad voll im Gang ist, da Oslo 2011 die Ski-WM austrägt und bis dahin alles perfekt sein muss. Wenn ich Skispringer wäre, dann würde ich diese Schanze lieben, denn der Ausblick von da oben ist gigantisch.
Nach einer kleinen Wanderung haben wir uns in einer supergemütlichen Hütte am Kaminfeuer mit heißer Schokolade und norwegischen Backdelikatessen aufgewärmt - herrrrrrlich!
Ab Samstag wurde das Wetter leider schlechter, weshalb wir den Morgen mit einem Bummel durch Geschäfte und Milchkaffee mit Brownies in einem schon wieder sehr gemütlichen Jazz-Café in der Innenstadt verbrachten. Mittags setzten wir uns dann ins Auto und fuhren nach Raufoss, Kjerstis Heimatort ca. 150km nördlich von Oslo, wo wir ihre Eltern besuchten. Dadurch konnte ich neben den Stadt- auch noch tolle Natureindrücke und vor allem Kultureindrücke sammeln, denn es ging sehr typisch norwegisch zu in Raufoss. Das Highlight während der Fahrt: Schnee! Ab ca. 500 Höhenmetern gingen die Regentropfen in Schneeflocken über und plötzlich war alles weiß. Björn wäre am liebsten aus dem Auto gesprungen und hätte direkt seine Langlaufski untergeschnallt.
Bei Kjerstis Eltern wurden wir herzlich begrüßt und ich habe mich sofort wie ein weiteres Familienmitglied gefühlt. Ein irre gemütliches Haus mit Ausblick auf einige Hügel mit Schnee, ganz viel Holz, überall Öfen mit knisterndem Feuer - tolle Atmosphäre. Die Kommunikation auf Norwegisch-Schwedisch hat erstaunlich gut geklappt. Ich hab zwar nicht jedes Wort verstanden, was auf Norwegisch gewechselt wurde, aber konnte im Wesentlichen folgen. Und ich wurde - auf Schwedisch - auch verstanden. Die Sprachen ähneln sich ziemlich, vielleicht vergleichbar mit Niederländisch und Deutsch. Auch das war eine schöne Erfahrung, dass mein Schwedisch auch in Norwegen zur Verständigung reicht.
Kjerstis Mutter hat uns mit einer Köstlichkeit nach der anderen umsorgt und ich bekam einen Originaleindruck der norwegischen Küche. Abends hab ich zum ersten Mal Elch gegessen! :-) Beim abendlichen Zusammensitzen gab es dann eine Nachspeise, die es sogar mit der "Birne Helene" meiner Mama aufnehmen kann: Selbstgepflückte Himbeeren, Blaubeeren, rote und schwarze Johannisbeeren aus dem eigenen Garten mit Vanillesauce. Hmmm...
Sonntag sind wir nach einem weiteren kulinarischen Highlight - dem Frühstück mit Lachs und allem, was das Herz begehrt - zur Hütte der Familie am Mjösa-See gefahren. Ein weiterer Traum und ich kann mir kaum Schöneres vorstellen, als dort den Sommer zu verbringen. Ich darf gern mal vorbeikommen, haben sie gesagt! :-)
Dann ging's zurück nach Oslo, wo ich um 16Uhr in den Bus stieg, der mich um 21.30Uhr wieder in Halmstad ablieferte. Ein tolles und rundum perfektes langes Wochenende war's!

Montag, 28. September 2009

Mein schwedischer Alltag

Ja, so langsam kehrt er ein - der Alltag. So langsam finde ich es normal, hier so richtig zu leben und das Urlaubsgefühl verfliegt zumindest hier in Halmstad. So langsam merke ich, wie ich schwedische Gewohnheiten annehme, über die ich mich zuvor vielleicht sogar noch gewundert habe. Und so langsam wird auch meine Position in der Schule "auf der anderen Seite" (Jetzt kann ich die fiesen Fragen stellen!) immer normaler für mich. Aber trotzdem entdecke und erlebe ich natürlich jeden Tag Neues. Kurzum: Ich fühle mich pudelwohl hier in meinem Lieblingsland der Volvos, Preiselbeeren, salzigen Margarine und gemütlichen Holzhäuser. Und ich könnte mir dieses Leben, das ich hier grad leben darf (Danke, lieber Arbeitgeber EU! Du bist echt cool.), sehr gut für länger vorstellen. In meiner Rolle als Sprachassistentin gehe ich so richtig auf, ich merke, wie sehr ich einfach Sprachen und ihre Anwendung liebe und freue mich echt auf jeden neuen Tag. Superwitzig ist's auch immer, wenn verschiedene Lehrer, die vor langer Zeit mal in der Schule Deutsch gelernt haben, versuchen, ihre Kenntnisse mal wieder auf die Probe zu stellen. Da kommen oft lustige Dinge bei raus, aber so kann ich oft schon morgens bei unserem täglichen morgonmöte ("Morgentreffen" aller an der Schule Tätigen um 8h) die ein oder andere Deutschlektion erteilen. Da meine Kommunikation mit den Lehrern, wenn keine Schüler dabei sind, aber größtenteils auf Schwedisch abläuft, lerne aber auch ich jeden Tag von ihnen. Leider sieht's so aus, als würde es trotz meiner Bemühungen keinen passenden Sprachkurs für mich geben. Ein Kurs, für den ich angemeldet bin, wird nicht stattfinden, weil es außer mir nur eine Anmeldung gibt und die Kurse starten erst bei mindestens 5 Anmeldungen. Es gibt total viele Anfängerkurse hier in Halmstad, aber kaum Kurse für ein höheres Niveau. Nun überlege ich, einen Distanzkurs via Internet zu machen, aber sowas ist unverschämt teuer und ich überlege, ob ich da nicht lieber ein paar Bücher bestelle und mich selbst regelmäßig hinsetze, um Grammatik&Wortschatz zu pauken. Die tägliche Kommunikation läuft zwar echt gut, aber so ganz ohne Bücher und Lernen läuft's dann auch nicht mit dem Fremspracherwerb. Und es gibt einem einfach Sicherheit im Gespräch, wenn man die korrekte Verbform kennt und nicht lang darüber grübeln muss.
Nun aber nochmal zur Schule: Alle Lehrer sind so unglaublich nett zu mir und ich erhalte diverse Einladungen zu gemeinsamen Aktivitäten. So wurde ich in den Jazz-Kreis aufgenommen und gehe nun jeden 3. Dienstag mit ein paar Lehrern auf Jazz-Konzerte. Habe sogar meine offizielle Mitgliedskarte bekommen! Total witzig, wo ich zuvor eigentlich noch nie bewusst Jazz gehört hab und auch überhaupt keine Ahnung davon hab, aber es klingt ganz gut und ich find's einfach nett, dort mit vielen anderen Schweden zu sitzen, etwas Wein zu schlürfen, sich etwas zu unterhalten und dabei Musik zu hören. Außerdem wurde ich letzten Sonntag zu einem Ausflug gen Süden eingeladen, ich bin mit Sam (Deutschlehrer) und seiner Familie mit dem Auto an der Küste entlanggefahren. Wir haben idyllische Fischerdörfer angeschaut und sind an einer mein Geographenherz erfreuenden Steilküste entlanggewandert, wo wir dann - Highlight - auf einem Felsen mit Ausblick auf die ca. 30m unter uns gelegene Ingmar Bergman-Filmkulisse aus seinem Film "Das 7. Siegel" schauen konnten. Außerdem haben wir Äpfel gepflückt und ich konnte meine Sortenkenntnisse und Pflückerfahrungen ins Spiel bringen - das war wirklich lustig.
Nun möchte ich Euch noch einige weitere, für mich sehr interessante Besonderheiten an meiner schwedischen Schule vorstellen:

Ich habe ja bereits berichtet, dass man als Lehrer hier mitten im Schuljahr frei nehmen kann. (Womit ich aber nicht sagen wil, dass man es als Lehrer hier so viel besser hat als in Deutschland - aber dazu ein anderes Mal mehr). Noch viel cooler ist aber, dass man auch als Schüler einfach mal frei nehmen kann. Plant also Famile Svensson mit ihrem kleinen Olof einen Last-Minute-Trip nach Griechenland? Oder einfach mal 'nen Tag in ein großes Einkaufszentrum?
Inget problem, kurzer Anruf der Eltern oder eine Notiz genügt. Schwupps, wird in der Wochen-Klassenliste der werte Olof mit Mo-Fr ledig (Mo-Fr frei) markiert und fertig ist der Lachs. Als ich in einer Stunde meine Schüler fragte, wo einige seien, bekam ich als Antwort: Melina und Hampus sind krank, Jonas, Magnus und Moa haben Urlaub. ACH SO! Okay, ist klar. WAAAASS haben die? Ungefähr so war meine erste Reaktion.
Ein weiterer Aspekt, an den ich mich erstmal gewöhnen musste, ist, dass die Schüler ihr komplettes Material von der Schule bekommen müssen. Eltern dürfen absolut nichts kaufen müssen. Bleistifte, Mappen, Hefte, Schulbücher... alles bekommen die Kinder vorgesetzt. Und das wird so ausgenutzt. Einige Lehrer verteilen pro Stunde gern mal 10 Bleistifte, 5 Schreibhefte usw. Das find ich echt schlimm, wie diese Situation ausgenutzt wird und wie schlecht mit dem Material umgegangen wird. Ich würde irgendwann einfach nichts mehr rausgeben, denn irgendwie muss man denen ja mal beibringen, wie man mit seinen bzw. fremden Sachen umgeht, aber mit dieser Erziehungsmaßnahme stoße ich bei den meisten Lehrern irgendwie auf Ablehnung. Die finden das irgendwie nicht so schlimm wie ich... hmmm, bin ich zu typisch deutsch, streng, ordentlich?
Als drittes noch etwas Schönes: An meiner Schule gibt es den fredagskaka, "Freitagskuchen". Man trägt sich Anfang des Schuljahres in eine Liste ein, wenn man mitmachen möchte. In einer Woche backt man für alle Kuchen, in allen anderen Wochen darf man anderen Kuchen naschen. Tolle Freitagsversüßung und noch dazu supergemütlich, wenn man mit einigen Kollegen Freitagvormittag in einer Pause um einen großen Tisch sitzt, Kaffee schlürft und köstlichen Kuchen isst. Letzte Woche war ich dran. Es gab Apfel-Blechkuchen mit Mandelcreme, der sehr gut angekommen ist und dazu führte, dass ich am Nachmittag eine große Fangemeinde hatte, die das Rezept haben wollte. :-)

So, schon so spät, Lehrer und Sprachassistentinnen müssen jetzt schlafen, damit sie auch einen weiteren Tag mit vielen großen und kleinen, leisen und lauten, lieben und nervenraubenden Schülern meistern können. Donnerstag ist schulfrei für die Schüler und die Lehrer haben studiedag, d.h. sie sprechen über verschiedene organisatorische Dinge, gucken sich eine andere Schule an... mein Betreuer hat mir ans Herz gelegt, mir lieber was anderes vorzunehmen. Und da ich freitags keinen Unterricht habe, habe ich somit ein langes Wochenende, was ich nutzen werde, um Björn (Studienfreund aus Hannover) und seine norwegische Freundin Kjersti in Oslo zu besuchen, wo sie seit einem Jahr zusammen leben. Ui, wie ich mich darauf freu!
Bis zum nächsten Eintrag, und ich freu mich übrigens auch über Mails von Euch, um auch zu wissen, was ihr so treibt! Haut in die Tasten!

Freitag, 25. September 2009

Liseberg - Schwedens "Heide-Park" am Rande von Göteborg

Bin arg im Rückstand mit Berichten über meine Erlebnisse hier im schönen Schweden. Das liegt daran, dass es sooooo viele sind! Mir geht es nach wie vor jättebra, also supergut. Der junge Schwede pflegt diesen Zustand auch gern als skitbra (sprich: schietbra) oder kanonbra zu bezeichnen. Ich fühle mich sehr wohl und beginne langsam, auf Schwedisch zu träumen und habe mich vor ein paar Tagen in der Stadt gewundert, als ich ein paar Menschen so eine andere Sprache reden hörte - das war Deutsch. Touristen...
Ich will nicht versäumen, Euch von meinem Ausflug in den Göteborger Freizeitpark Liseberg zu erzählen. Meine Ex-Gastfamilie (eigentlich immer noch meine Gastfamilie, so oft, wie wir was zusammen machen!) hat mich eingeladen, sie dorthin zu begleiten und da musste ich nicht lang überlegen - klar komm ich mit! Göteborg liegt ca. eine Autostunde nördlich von Halmstad und der Freizeitpark direkt an der Autobahn und auch am Rande des Stadtzentrums, sodass viele Wochenend-Touris in Göteborg auch Liseberg einen Besuch abstatten. Dementsprechend lang war die Schlange am Eingang... In diesem Freizeitpark zahlt man umgerechnet ca. 7€ Eintritt, kann damit aber noch kein einziges Fahrgeschäft nutzen. Dafür muss man sich drinnen entweder ein Bändchen kaufen, mit dem man alles fahren kann oder so Ticket-Hefte, welche man jeweils am Fahrgeschäft beim Zustieg abgibt. Man kann sich also überlegen, wie viel man fahren möchte und dementsprechend Geld loswerden. Preistechnisch ungefähr vergleichbar mit unserem Heide-Park. Hier seht ihr Tilda, Selma und mich nach einer kleinen Süßigkeiten-Pause. Die beiden tragen das ultimative Must-have-Accessoires alles jungen Liseberg-Besucher: die Kaninchenohren, denn das Maskottchen ist ein großes grünes Kaninchen. Da aber leider nicht Karsten in diesem fiesen Kostüm steckte, habe ich dieses Wesen nicht näher kennengelernt.
Leider war es aufgrund der Vollheit so, dass man überall sehr lang warten musste. Meistens hat sich das Warten aber gelohnt, z.B. die große Holzachterbahn "Balder" (übrigens ein deutsches Produkt), die ich mit Ulrika ausgetestet habe, war wirklich großartig - noch besser als die in Soltau. Außerdem gab es in den Warteschlangen viele nette Gespräche, in denen ich mein Schwedisch üben und neue Vokabeln aufschnappen konnte.
Im Park gibt es an jeder Ecke so Glücksräder, an denen man überdimensionale Marabou-, Daim- und Chips-Pakete gewinnen kann. Teurer Einsatz, aber wenn man Glück hat darf man den Rest des Tages ca. 5kg Leckereien mit sich rumschleppen.
Spätabends
waren wir wieder in Halmstad, alle total müde, aber glücklich, denn es war ein toller Tag!

Montag, 14. September 2009

Hereinspaziert...

Herzlich Willkommen in meinem Zimmer in der Hertig Knutsgatan 9, Halmstad!
Hier eine kleine guided tour zum Video, welches ihr Euch mittels eines Klicks anschauen könnt:



Zuerst seht ihr den Schreibtisch (in 3h zusammen mit meiner Vermieterin auf Schwedisch zusammengebaut!), die Fenster und das Sofa (Schlafsofa!). Die dann zu erkennende kleine Tür ist ein winziger in die Wand integrierter Kleiderschrank, dann seht ihr meine Zimmertür, es folgt der Kachelofen, Fernseher und dahinter mit einem mittelmäßig schönen Vorhang verhangen die Tür zum Nachbarzimmer (leider hört man quasi alles, muss noch an der Isolierung arbeiten). Nun kommt meine Kleiderkommode, der Nachtschrank und das Bett, das Karsten-Wann sehen wir uns wieder?-Poster und dann sind wir wieder beim Startpunkt angekommen.
Jetzt könnt ihr Euch wieder ein kleines bisschen besser meine kleine schwedische Welt hier vorstellen!

Donnerstag, 10. September 2009

Kanelbullar

Was macht man aus jäst, mjölk, smör, kardemumma, kanel, mjöl, socker und ägg?


Richtig! Kanelbullar! Schwedens Nationalgebäck. Und darin habe ich mich heute nach der Schule mal probiert. Das Ergebnis kann sich sehen, riechen und schmecken lassen. Würde Euch gern eine Geruchsprobe der noch warmen kanelbullar zur Verfügung stellen, aber diesbezüglich zeigt die moderne Technik dann ja doch noch ihre Grenzen auf. Wer trotzdem will, da gäbe es zwei Möglichkeiten:
a) mich hier besuchen kommen und mit mir zusammen kanelbullar backen
b) mich per Mail um das Rezept bitten und selbst ausprobieren


Bei der Zubereitung habe ich wieder ein paar kulturelle bzw. "backkulturelle" Unterschiede zu Deutschland festgestellt: Als Mengenmaß werden keine Gramm-Angaben gegeben, sondern alles in dl (Deziliter), tsk (tesked = TL) und kleine Mengen (Prise oder Messerspitze) als kryddmått (uebersetzt etwa "Gewuerzmaß"). Man benutzt statt messbechern so kleine Plastikschälchen, die ihr auf dem Bild sehen könnt. das kleinste Löffelchen ist so ein kryddmått. Wieder was dazugelernt. Zum Glueck war meine Vermieterin da, um es mir zu erklären.

Sonntag, 6. September 2009

Einziehen, Einleben und Einkaufen

"Har du redan flyttat in i ditt boende?" (Bist du schon in Dein Zimmer eingezogen?) Diese mir im Lehrerzimmer zuletzt mehrmals täglich gestellte Frage von interessierten Kollegen konnte ich seit Mittwoch endlich mit "Ja, nu har jag faktiskt flyttat in!" (Nun bin ich wirklich eingezogen!) beantworten. Ulrika hat mich mit Sack&Pack in der Hertig Knutsgatan abgeliefert, wir sind dann gleich in den riesigen Supermarkt um die Ecke zum Einkaufen gefahren, um die erste große Grundausstattung nicht zu Fuß schleppen zu müssen. Dann hieß es erstmal: Auspacken, Ankommen, Einrichten. War schon ein komisches Gefühl, plötzlich nicht mehr die Familie um mich herum zu haben. Beim Tschüß-Sagen hingen die beiden Mädels an mir und ich war richtig gerührt, da ich nicht gedacht hätte, dass sie so traurig sind, dass ich nun ausziehe. Aber wir werden uns sicherlich oft sehen, den ersten Besuch haben sie mir schon abgestattet, auf einen Saft und Schokokekse!
Ich wohne jetzt im ersten Stock eines Hauses, was einer älteren Dame gehört. Die 1. Etage vermietet sie immer an Studenten, die sich Küche und Bad teilen. Mein Zimmer ist ca. 18qm groß, hat 2 Fenster, einen Kachelofen (aber auch Heizkörper!) und die wesentlichen Möbelstücke, sogar einen Fernseher - dadurch kann ich also noch mehr Hörverstehen üben. Nur ein Schreibtisch fehlt leider, aber die Vermieterin hat gesagt, dass sie sich darum kümmert. Das kann bei Schweden aber ganz gern mal ein paar Tage länger dauern. Ich werd sie nochmal erinnern... Die Einrichtung ist etwas altmodisch, aber nachdem ich nun die gruseligsten Gegenstände entfernt habe, fühle ich mich von Tag zu tag wohler. Ich weiß ja nicht, ob ich da geschmacklich einfach nicht auf der Höhe bin, aber diese Katze z.B. übersteigt echt meine Toleranzgrenze für zu ertragende Hässlichkeit. Sie kann ihre Schönheit nun in einer Ecke des Küchenschrankes verbreiten. Ich hoffe, dass die Schüsseln damit klarkommen. :-)
Mein Zimmernachbar ist ein 19-jähriger schwedischer Studienanfänger, und nicht wie ursprünglich angekündigt eine Sie. Meine Horrorvorstellung ist, dass er keine Ahnung hat, wie man abwäscht, wie man Essen zubereitet, ohne dass hinterher die Küche einer Grundsanierung bedarf, wie man eine Toilette putzt oder wie ein Staubsauger funktioniert. Dafür aber bestens das Feiern beherrscht. Vorurteile? Ne, ich doch nicht. Da er erst Freitag eingezogen ist und am WE zu Hause war, kann ich aber noch nicht sagen, inwiefern meine Einschätzung stimmte. Muss aber zugeben, dass ich mich ganz schön alt fühle. So als 22-jährige "Lehrerin" neben meinem 19-jährigen Studienanfänger.
Zurück zur Wohnung: In der Küche gibt es alles, was man so braucht, also perfekt für mich. Brauch nix an Geräten kaufen, sogar eine Mikrowelle gibt's. Hier seht ihr mich bei meinem ersten Abendessen in der neuen Bleibe. Polarbröd, Rührei, leckerer schwedischer Käse. Hmm. Und selbstgemachte Erdbeermarmelade von Ulrika gab's als Einzugsgeschenk.
Das Bad ist superklein und kann es in puncto Schönheit mit der Katze aufnehmen. WUNDERSCHÖNE Muscheln kleben als Borte an der Wand, ebenso an der Toilettenspülung. Mach mal ein kleines Video für Euch, das muss man gesehen haben. Tine Wittler würde erblassen vor Neid. Aber bis Weihnachten halt ich das wohl aus und finde es einfach nur lustig. Hoffentlich find ich's nicht irgendwann schön...
Die Lage meiner neuen Bleibe ist gut. In 10 Gehminuten bin ich im Zentrum, Busse fahren gleich um die Ecke, Supermärkte sehr dicht, eine Pizzeria in 50m Entfernung :-).
Insgesamt bin ich also echt zufrieden. WLAN gibt's auch - freu mich über Mails und Skype-Gespräche!

Letzte Woche war hier übrigens nollningsvecka, die Feierwoche der neuen Studenten (noll= null, also null Semester). Die ganze Stadt voll mit verkleideten Studis, die sichtlich viel Alkohol konsumiert hatten. Bootsrennen auf dem Nissan (Fluss durch die Stadt) u.v.m., so sah's vom anderen Ufer aus:

In der Schule gewöhne ich mich immer mehr ein, lerne die Namen immer besser und auch die Schüler gewöhnen sich so langsam an mich. In Klasse 6 mache ich den Deutschunterricht gerade ganz allein, was sehr viel Spaß macht. Man kann jede Stunde Fortschritte erkennen und es ist ein tolles Gefühl, diese ersten wichtigen Schritte in der neuen Sprache steuern und begleiten zu können. Mittlerweile können sie schon bis 10 zählen, sich ausführlich vorstellen und haben DEN fiesen false friend kennengelernt: Bier heißt auf Schwedisch öl, Öl heißt auf Schwedisch olja. Wenn's dumm läuft, bekommt ein durstiger Schwede in einer deutschen Kneipe also ein schönes Glas feinstes Öl.
Mit den 9ern habe ich letzte Woche ein Rote Grütze-Rezept übersetzt und anschließend in der Schulküche nachgekocht. Es hat großartig geklappt und ich war ganz begeistert von den Schülern, v.a. von der vorbildlichen Aufräumkultur. Der sonst gelangweilste und unmotivierteste Schüler avancierte zum Kochtalent und schmiss hinterher noch den Abwasch für seine Gruppe. Wow. Weiter geht's diese Woche mit Comics, mal sehen, ob ich sie auch damit zum Deutschsprechen bringen kann.
Eine weitere Sonderbarkeit des schwedischen Schulsystems, die vor allem alle Lehrämter erfreuen dürfte: Bildungsstandads? Kerncurriculum? Nix da, hier gibt's ein Heft mit ein paar Zielen für jedes Fach, die aber dermaßen oberflächlich sind, dass ich deren Dasein als recht fragwürdig empfinde... Wenn man den deutschen Kompetenzdschungel kennt, dann ist das hier regelrecht rahmenlos. Ich frag mich immer mehr, warum Schweden bei PISA so gut sein konnte, denn so viel bedeutend Besseres bezüglich Wissensaneignung hab ich hier noch nicht gesehen. Im Gegenteil: Oft denke ich, dass vieles in Deutschland erfolgsversprechender ist. Aber darüber muss ich mir in den nächsten Monaten nochmal ausführlicher Gedanken machen und weitere interessante Diskussionen mit schwedischen Lehrern führen.
Jetzt seid ihr erstmal wieder upgedatet - welch schöner Anglizismus. Die schwedische Sprache hat übrigens weniger Anglizismen, so jedenfalls mein Eindruck. Oft gibt es ein schwedisches Wort, wo wir im Deutschen einfach das Englische nutzen (z.B. Comic, auf Schwedisch "serie").
Genießt den Spätsommer, der ja angeblich in D nochmal zurückkommen soll!

Montag, 31. August 2009

Li-La-Lund: Ein kleiner Nachtrag.

Ich will nicht versäumen, Euch von meinem ersten Landerkundungsausflug zu erzählen. Er fand am 23.08. statt und führte mich in die Studentenstadt Lund, wo ich Morten besuchte.
Witzigerweise studiert er dieses Semester dort, nur 1,5 Zugstunden von Halmstad entfernt.
Diesen Zufall galt es auszunutzen. Nach einer kleinen Stadtführung, einer Portion pannkaka med sylt och glass (Pfannkuchen mit Marmelade und Eis) sah ich das Studentenwohnheim, traf im Park witzigerweise noch Hauke, der auch mit uns Abi gemacht hat. Der hat Morten nach Lund begleitet und guckt sich nun noch ein wenig Schweden an. In Deutschland haben wir uns ewig und drei Tage nicht gesehen, dann treffen wir uns auf einer Wiese in Lund. Sachen gibt's...
Besonders das Uni-Gebäude hat mich sehr beeindruckt. Lund ist wirklich eine schöne Stadt, viele gemütliche Gassen, viele Studenten (v.a. Exchange Students!), tolle alte Gebäude. Nachmittags sind wir dann noch ins kleine Strandörtchen Lomma gefahren, wo wir den tollen Ausblick auf die Öresundsbron und die Ostsee genossen. Da kam so richtiges Sommersonnestrandurlaubsfeeling auf. Das sah man dann abends auch in Form eines Sonnenbrandes, der mittlerweile aber zu einer passablen Bräune gereift ist.
Für die Rückfahrt stattete ich mich im ICA (schwedischer Supermarkt) noch mit einer kleinen Tüte lösgodis (lose Süßigkeiten zum Selbstmixen) aus. Fieserweise gibt es dieses Zeug hier an jeder Ecke. Ich verstehe nicht, wie man als Mutter seinem Kind beibringt, nicht ständig daraus zu futtern... mache demnächst mal ein Foto, damit ihr es euch vorstellen könnt.

Es folgen hoffentlich noch viele solcher Landerkundungstouren, vielleicht bald Göteborg?

Donnerstag, 27. August 2009

Wenn ich die See seh brauch ich kein Meer mehr...


Ich muss zugeben, dass ich mich etwas verliebt habe. Aber keine Angst, nicht etwa in einen passablen Schweden. Muss gestehen, dass ich noch keinen wirklich hübschen und gleichzeitig sympathischen und intelligenten Typen getroffen habe. Nein, in die schwedische Westküstenlandschaft. Vom Haus der schwedischen Familie, bei der ich jetzt vorübergehend wohne, ist man in ca. 10 Minuten zu Fuß am Strand. Diese Möglichkeit nutze ich fast jeden Abend für einen herrlichen Spaziergang am Rande der Brandung. Auch zum Joggen ist dieses Plätzchen sehr gut geeignet, denn entlang der Küstenlinie erstreckt sich über 17km ein wunderschöner Wanderpfad namens "Prins Bertils Stig". Meine erste Sporteinheit darauf war geprägt von ständigem Zwangsanhalten, weil sich hinter jeder Kurve neue fantastische Plätze und Aussichten verbergen. Heute habe ich einen regelrechten Jogging-Ausflug gemacht: Bin ca. 9km entlang der Küste bis zum populären Strandörtchen Tylösand gelaufen, über diverse Hügel und vorbei an kleinen Fischerhäfen. Von Tylösand hab ich dann den Bus zurück nach Hause genommen. Tollerweise sponsert die Schule mir neben dem Mittagessen auch eine Busfahrkarte, mit der ich sehr weit raus fahren kann. Nach 2,5 Wochen Schweden kann ich also so langsam behaupten, dass ich mich schon recht gut eingelebt habe. In meiner vorübergehenden Gastfamilie fühle ich mich superwohl. Zwar freu ich mich auf mein baldiges eigenes Zimmer (momentan habe ich mein "Lager" im 1. Stock zwischen den Kinderzimmern, recht großer Flur), aber diese nette Gesellschaft und das Miterleben des schwedischen Familienalltags hat auch was. Wir sprechen nur Schwedisch und mit den Kindern würde auch nix anderes funktionieren, logischerweise lerne ich dadurch superviele neue Wörter, die man im Alltag braucht. Eine kleine Kostprobe: en macka - ein belegtes Brot/Brötchen; en långben - ein Schuster (Insekt); herregud - etwa "Herrgott nochmal"; en stekpanna - eine Bratpfanne. Sehr geehrt fühle ich mich seit heute, weil Selma und Tilda mich in ihre Wii-Spielfiguren aufgenommen haben, also sie haben eine Figur kreiert, die mir (angeblich) ähnlich sieht und Merle heißt.
In der Schule läuft alles sehr gut. Die meisten Lehrer sind sehr offen und bieten mir ständig an, in ihren Unterricht mitzukommen und sind sehr interessiert daran, wie ich Schule in Schweden im Vergleich zu Deutschland erlebe. Das sorgt täglich für spannende Gespräche beim Mittagessen, beim Kaffee im Lehrerzimmer oder direkt im Klassenraum. Ein paar Sonderbarkeiten, die mir aufgefallen sind:
  • In den Gängen hängen Lautsprecher, aus denen Popmusik schallt.
  • Wenn die Schüler in Einzelarbeit Aufgaben bearbeiten, hören viele dabei mit Ohrhörern Musik.
  • Binnendifferenzierung ist ein böses Wort in der schwedischen Pädagogikwelt. Alle auf ein gleiches Niveau bringen ist das Stichwort, d.h. gefördert werden nur die Schwachen. Nix da mit Begabtenförderung!
  • Lehrer können einfach mal so während der Schulzeit frei nehmen, wenn auch unbezahlt. Trotzdem 'ne coole Idee, die ich ziemlich absurd finde, zumal die anderen Lehrer oder Studenten/Eltern (!) dann vertreten. Unser Direktor ist grad 'ne Woche in Rom. Naja, warum auch nicht, 2 Wochen nach den Sommerferien?
Mehr solcher kleinen Geschichten rund um die Schule gibt's im nächsten Eintrag...
Jetzt wollt ihr wohl noch wissen, wie meine Arbeit in der Schule so aussieht. Offiziell muss ich 12-16h Unterricht begleiten (ganz allein ist eigentlich nicht vorgesehen, aber wir machen es jetzt so, dass wir uns die Arbeit teilen und der andere jeweils assistiert). Da die Schule nicht so riesig ist, gibt es nur jeweils einen Deutsch-Kurs pro Jahrgang. Ab Klasse 6 belegen die Schüler die 2. Fremdsprache, nachdem sie mit Englisch im 3. Schuljahr begonnen haben. In Kl. 6 stehen dann Spanisch, Französisch oder Deutsch zur Wahl. Die Deutschkurse sind in den Jahrgängen jeweils unterschiedlich groß, in Kl. 9 sind es 17, in Kl. 6 20. Das ist aber auch die normale Klassengröße in Schweden. Nur ein einziger Deutschlehrer arbeitet an der Trönningeskolan, aber der ist zum Glück ein Goldstück und freut sich über alle meine Ideen. In Klasse 6 habe ich diese Woche die ersten Schritte mit den Kleinen geübt, "Ich bin ich und Du bist Du. Ich heiße Merle, wie heißt Du?". Ich habe 99 Luftballons aufgelegt, die Schüler sind dabei durch die Klasse gelaufen und wenn die Musik stoppte, mussten sie sich gegenseitig Guten Tag sagen. In Klasse 9 führe ich im ersten Monat ein Leseprojekt durch, d.h. wir lesen unterschiedlichste Textsorten (Comics, Rezepte, Zeitungsartikel) und arbeiten mit den Texten, wobei ganz tief in die Methodenkiste gegriffen wird. Comic-Sprechblasen ergänzen, ein Rezept für Rote Grütze übersetzen, einen Einkaufszettel schreiben, anschließend in der Schulküche nachkochen und natürlich essen. Bin aber nicht nur im Deutschunterricht aktiv, sondern auch in Englisch, schaue mir aber auch Schwedisch, Heimatkunde, Mathe etc. an. Da lerne ich dann selbst viel. Das soll als kleiner Einblick in meine Arbeit erstmal genügen - mehr gibt's nach der nächsten Maus...

Oh, eins muss ich aber noch erzählen:
Letzte Woche bin ich in den Genuss gekommen, meine erste kleine Klassenfahrt zu begleiten. Es ging mit der 7A nach Marhult, ca. 30km von Halmstad entfernt. Ein altes Schulgebäude, was alle Schulen in der Kommune nutzen können. Direkt an einem See gelegen, Kanus stehen zur Verfügung - perfekt. Ich habe eine "tippspromenad" = Schnitzeljagd (das deutsche Wort hat für Schmunzeln gesorgt) organisert, sprich ich bin 1h durch einen Wald gerannt und habe Fragen an Bäume geklebt und den Weg mit orangen Zetteln markiert. Großer Sport. Erstaunlicherweise hat sich keine Zecke an mir niedergelassen. Leider war die Nacht etwas kurz aufgrund kreischender Schüler, die meinten, nachts eine Süßigkeitenschlacht organisieren zu müssen, kreischender Schüler wegen Gewitter und kreischender Mädchen wegen Angst vor dem sagenhaften "Marhult-Mann"... ansonsten war's toll. In diesem Zusammenhang eine weitere Wortschatzerweiterung: utedass - Plumpsklo. Das mussten wir in Marhult nutzen, zur großen Freude vor allem der Mädchen.
Offenbar hat sich rumgesprochen, dass ich eine gute Begleitung abgegeben habe, denn Montag hat mich schon die nächste Anfrage erreicht. :-)


Ihr merkt also - mir geht's gut hier oben. Es wäre perfekt, wenn ich nur nicht Karsten so vermissen würde. Aber der Countdown läuft und bald verlassen wir den 3-stelligen Bereich.

Bis zum nächsten Eintrag!